Schnell mal einen neuen Spiegel an die Wand montieren oder Möbel umbauen - auf Social Media sieht Handwerken easy und nach Spaß aus. Und in der Realität? Dauert es oft länger und ist mühsamer. Doch das ist kein Grund, es nicht mal auszuprobieren.
Es kann doch echt frustrierend sein. Da kauft man sich einen Schrank, Spiegel oder eine Lampe und dann ist man nicht in der Lage, den Schrank selbst aufzubauen, den Spiegel an die Wand zu montieren oder die Lampe anzuschließen. Denn beim Handwerken scheint es so zu sein: Entweder man kann es oder man kann es nicht.
Doch das ist Quatsch: Welche Dübel in welche Wand gehören, was wir machen, wenn eine Wand beim Bohren anfängt zu bröseln oder was die unterschiedlichen Farben von Kabeln bedeuten, ist nichts, was man einfach so weiß. Es ist etwas, was jede*r, der handwerken will, erst mal lernen muss.
Handwerken ist auch Sache des Mindsets
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sarah Brendel ist so jemand. Sie will nicht mehr naserümpfend vor dem Badezimmerzimmerspiegel stehen und nicht wissen, wie sie ihn anbringt. Daher hat sie einen Kurs im Kölner Handwerkerinnenhaus gemacht.
Der beginnt theoretisch. Aus gutem Grund. Denn es geht um Strom. Da sollten wir vorab wissen, durch welches Kabel Strom fließt und durch welches nicht. "Der blaue Leiter ist der Nullleiter, da passiert nichts. Aber beim braunen Kabel haben wir Strom auf der Phase", erklärt Kursleiterin Nat Jansen.
Dann bekommen die Kursteilnehmerinnen ihre erste praktische Aufgabe: Sie sollen eine Lampe anschließen. Sarah Brendel macht sich ebenfalls ans Werk: "Dafür benutzen wir Cuttermesser und Ab-Isolierer. Wir entfernen die Gummimäntel der Kabel und stecken sie in die Anschlüsse der Lampe und in die vom Stecker. Wenn alles zusammengebaut ist, stecken wir die Lampe an die Steckdose. Und als die Lampe angeht, ist das ein richtiges Erfolgserlebnis."
"Beim Handwerken gilt: Nicht so viel denken. Macht kommt von machen."
Nach dem Elektrikteil lernen die Teilnehmerinnen wie Akkuschrauber, Bohrmaschinen und Bohrhammer funktionieren, welche Arten von Wänden und Dübeln es gibt und was man macht, wenn die Wand beim Bohren wegbröselt. Nat erklärt: "Du versuchst den Brösel aus dem Loch zu kriegen. Dann drückst du mit einer Heißklebepistole ordentlich Kleber ins Loch und den Dübel rein. Wenn der Heißkleber abgekühlt ist, kannst du die Schraube reinstecken."
Die Dinge selbst in die Hand nehmen
Eigentlich sollte man solche Basics draufhaben, findet Leyla. Die 27-Jährige hat es selbst aber nie gelernt oder beigebracht bekommen. Deswegen hat sie sich für den Kurs angemeldet.
"Einfach mal selbst etwas in der Wohnung machen zu können, hat für mich auch mit Eigenständigkeit zu tun."
Leyla ist für den Kurs übrigens extra aus Rheinland-Pfalz angereist, weil sie bei sich in der Umgebung keinen Kurs gefunden hat. Wer nicht weit reisen oder das Heimwerken alleine für sich ausprobieren möchte, kann das natürlich auch mithilfe von Youtube oder Tiktok tun. Kursleiterin Nat rät dabei, sich erst mal unterschiedliche Videos zu einem Thema anzuschauen und dann loszulegen. Ihr wichtigster Rat ist jedoch allen voran, sich mit Werkzeug auszustatten.
Welche Werkzeuge wir laut Nat zu Hause haben sollten:
- Akku-Schrauber
- große Rohrzange
- Bit-Satz (auswechselbare Schraubendreherklingen für Bohrschrauber und Schraubendreher)
- Hand- und Schlitzschraubenzieher
- kleines Brecheisen
Sarah und Leyla scheinen am Ende des Kurses erleichtert und stolz. Der erste Schritt zum selbstständigeren Handwerken ist geschafft. Am Ende, meint Nat, komme es darauf an, immer wieder selbst zu handwerken, bis wir irgendwann nicht mehr lange überlegen müssen, durch welches Kabel Strom fließt. Und so inspirieren wir vielleicht auch andere, die Zweifel abzulegen und völlig selbstbewusst zu Bohrmaschine, Dübeln & Co. zu greifen.