In Bologna steht die älteste Universität Europas: Sie wurde – angeblich – 1088 gegründet. Doch auch in einem anderen Punkt war sie europaweite Vorreiterin: 1733 wurde Laura Bassi dort zur ersten weiblichen Professorin ernannt.

Im Wappen der Universität von Bologna steht bis heute: "Alma Mater Studiorum – anno Dominum 1088". Damit gilt sie als die erste Universität Europas. In Parma wird das bezweifelt, denn dort – so sagt man – sei schon 962 eine Universität gegründet worden. Wer aber die erste Frau zur Professorin ernannte, ist unbestritten.

Die 22-jährige Laura Bassi wird Professorin der Philosophie

1733 findet in den Räumen der Universität Bologna etwas für die damalige Zeit Ungeheuerliches statt. Die erst 22-jährige Laura Bassi wird zur Professorin für Philosophie ernannt. Sie ist die erste Frau, die sich in der akademischen Männerwelt mit diesem Titel schmücken kann. Laura Bassi findet sich zwar im Vorlesungsverzeichnis wieder, darf aber nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Magistrats von Bologna eine Vorlesung halten. Da diese Genehmigung nur selten erteilt wird, muss sie ihre Vorlesungen außerhalb der Universität abhalten.

Laura Maria Caterina Bassi
© Imago Images | Artokoloro
Diese von Arturo Lazaro entworfene Medaille wurde zu Ehren Laura Bassis angefertigt.

Laura Bassi ist eine ungewöhnlich begabte junge Frau, die bereits mit 19 ihren verwunderten Zuhörern die Erkenntnistheorie von René Descartes oder Details der optischen Lehre von Issac Newton erklärt. Mit fünf Jahren soll sie schon lateinisch gesprochen und sich mit den Philosophen ihrer Zeit beschäftigt haben. Den Eltern entging das nicht, sie heuerten einen Hauslehrer an, der Laura Bassi in Physik, Mathematik und Philosophie unterrichtete.

Den Männern Bolognas ist das einerseits unheimlich, am liebsten wollen sie die junge Frau aus dem universitären Leben fernhalten. Andererseits möchten sie sich mit den ungewöhnlichen Fähigkeiten Laura Bassis auch schmücken – doch die Verleihung des Professorentitels und die Lehrerlaubnis sollten eine Ausnahme bleiben.

In Deutschland wurde Margarete von Wrangell 1923 die erste Professorin – für Pflanzenernährung an der Universität Hohenheim.

Ihr hört außerdem in Eine Stunde History:

  • Die Journalistin Maren Gottschalk beschreibt Leben und Karriere der Laura Bassi.
  • Der Historiker und Experte für die frühe Neuzeit Martin Kintzinger erläutert die Bildungsmöglichkeiten für Frauen im Mittelalter.
  • Die Hamburger Religionswissenschaftlerin Ulrike Auga beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern bei Bildung und Einkommen.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die mittelalterliche Universitätslandschaft in Europa.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs erinnert an die Verleihung des Professorentitels an die erste Frau in Europa.
Shownotes
Bologna 1733
Laura Bassi wird die erste Professorin Europas
vom 10. November 2023
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die mittelalterliche Universitätslandschaft in Europa.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs erinnert an die Verleihung des Professorentitels an die erste Frau in Europa.
  • Journalistin Maren Gottschalk beschreibt Leben und Karriere der Laura Bassi.
  • Historiker Martin Kintzinger erläutert die Bildungsmöglichkeiten für Frauen im Mittelalter.
  • Religionswissenschaftlerin Ulrike Auga beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern bei Bildung und Einkommen.