Hotel buchen auf booking.com, HRS oder Expedia – das ist einfach, günstig und wir können die Preise übersichtlich vergleichen. Doch bei booking.com steckt eine intransparente Preispolitik und ein undurchschaubares Ranking dahinter.

Booking.com hatte es sich so schön vorgestellt: exklusiv die günstigsten Preise für Übernachtungen anbieten. Sie hatten es Hotels verboten, ihre Übernachtungen auf der eigenen Homepage günstiger anzubieten. Das dürfen sie aber seit vorigem Jahr in Deutschland nicht mehr. In der Schweiz hat der Nationalrat gerade entschieden, dass booking.com diese Klausel nicht mehr in die Verträge schreiben darf. Transparent ist die Firmenpolitik trotzdem noch nicht.

"Der deutsche Hotelverband findet, dass die großen Anbieter booking.com, Expedia und HRS sich über die Jahre eine so große Marktmacht erarbeitet haben, dass sich die Hotels gegen sie nur noch schlecht wehren können."
Grit Eggerichs, Deutschlandfunk Nova

Für ihre Recherche konnte Deutschlandfunk Nova-Reporterin Grit Eggerichs keine Hoteliers finden, die mit ihr über die Onlineportale sprechen. Sie alle sind auf die Portale angewiesen, weil ein Viertel aller Buchungen über sie getätigt werden. Der Hotelverband Deutschland beklagt aber, dass die Hotels zu viel Provision für Zusatzleistungen bezahlen müssen. Die Portale bieten den Hotels an, sie höher zu listen und besser auf der Seite zu präsentieren, wenn sie mehr bezahlen.

Gekaufte Daumen

Das heißt nicht, dass sich Hotels im Ranking von sechs auf acht hochkaufen können. Aber neben den Bewertungen hat booking.com noch einen "ausgestreckten Daumen". Und der kostet. Grit liegt ein Vertrag eines Berliner Hotels vor, das 15 Prozent Provision pro Buchung über das Portal an booking.com zahlt. Zusammen mit der Zusatzleistung "Daumen hoch" zahlt es 20 Prozent. 

Dass der "Daumen" gekauft ist, davon erfahren wir nur ganz versteckt in den AGB etwas. Das Infofenster, das aufploppt, wenn man mit der rechten Maustaste auf den Daumen klickt, sagt dazu nichts. Allerdings darf sich nicht jedes Hotel den Daumen-Icon kaufen. Ein paar Bedingungen müssen erfüllt sein, zum Beispiel eine durchschnittliche Kundenbewertung von mindestens 7 Punkten.

"Wenn das massives Kundenfeedback sein sollte, dann werden wir auch drüber nachdenken, wie wir weiter die Verbrauchererfahrung optimieren können auf unserer Seite."
Peter Lochbihler, Public Affairs-Direktor von Booking.com

Gute Bewertungen sind auf booking.com also nicht käuflich. Wohl aber der "Daumen", der uns vortäuscht, dass ein Hotel besonders gut sei. Dabei erhöht dieser "Daumen" nur den Druck auf alle anderen Hotels, dass sie ihn auch für drei bis fünf Prozent mehr Provision bei booking.com kaufen, um nicht schlechter als die anderen dazustehen.

Shownotes
Booking.com
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vom 21. September 2017
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Grit Eggerichs, Deutschlandfunk Nova