Auch wenn die Mehrheit der Briten im Juni für den Brexit stimmte, scheint es immer mehr Zweifler zu geben. Wir haben Oxford-Studenten Paul Ostwald gefragt, wie er die Stimmung im Land empfindet und ob er Chancen für einen "Austritts-Stopp" sieht.

Es war ein knappes Ergebnis. Ziemlich knapp. 51,9 Prozent der Briten stimmten Ende Juni FÜR einen Brexit. 48,1 Prozent wollten, dass ihr Land in der EU bleibt. Während die neue Premierministerin Theresa May den Austritt bis 2019 klar machen will, scheint sich die Meinung vieler Brexit-Befürworter geändert zu haben.

Stop-Brexit-Partei würde bei Wahlen abräumen

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov würde eine "Stop Brexit"-Partei - rein hypothetisch - aktuell fast 26 Prozent der Stimmen bekommen und wäre damit zweitstärkste Kraft im Parlament. Sogar vier Prozent der damaligen Brexit-Befürworter würden der fiktiven Partei ihre Stimme geben. Hat sich die Stimmung vier Monate nach der Wahl so stark geändert?

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Paul Ostwald studiert in Oxford Philosophie, Politikwissenschaften und VWL und der Brexit ist bei ihm und seinen Kommilitonen natürlich Thema. Seinem Eindruck nach hat der Schock über das Wahlergebnis bei vielen Briten etwas nachgelassen. Was aber nicht heißt, dass sie den Austritt auch wirklich wollen.

"Obwohl viele ein bisschen beruhigter sind, ist es trotzdem so, dass es viele immer noch bedauern, was da am 24. Juni passiert ist."
Oxford-Student Paul Ostwald

Paul glaubt auch: Schlechte Chancen hätte eine "Stop Brexit"-Partei in der Realität nicht. Besonders dann, wenn die Bevölkerung wirklich realisiert, was der Brexit für Folgen haben wird. Das sei bisher noch nicht passiert, sagt Paul: "Ich glaube, sobald es bei den Leuten richtig ankommt, dann wird es ernst."

Der Student glaubt, dass Theresa May den Austrittsprozess trotz der vielen zweifelnden Stimmen so hart durchzieht, weil sie als Brexit-Premierministerin ins Amt gekommen ist und ihre Wähler bei der Stange halten will.

"Sie will zeigen, dass sie diese Stimmen gehört hat, die gesagt haben: Wir wollen raus."
Paul über Premierministerin Theresa May

Ob May auch wirklich so sehr hinter einem harten Brexit steht, wie sie tut? "Das ist eine andere Frage", denkt Paul. Umfragen wie die von YouGov zeigen jedenfalls: Eigentlich wollen viele einen weichen oder auch gar keinen Brexit. "Vielleicht ist das ja auch ein Grund für Theresa May, es noch mal zu überdenken", sagt Paul.

Shownotes
Exit vom "Brexit"?
"Viele bedauern, was da passiert ist"
vom 24. Oktober 2016
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Paul Ostwald, Oxford-Student