Eine Flotte von 100 Robotern des Unternehmens Serve Robotics testet in Kalifornien die Auslieferung von Uber-Eats-Bestellungen. Auch Rewe in Hamburg probiert gerade autonome, robotergesteuerte Fahrzeuge aus.

Die Corona-Pandemie hat Lieferdienste aller Art hervorgebracht: Sich Pizza, Pasta, Pommes, Chicken Wings oder Lebensmittel an die Tür liefern zu lassen, ist für viele Leute Alltag geworden, zeigt eine Befragung des Marktforschungsinstituts Bitkom Research von 2020. Nach einer Testphase geht in Los Angeles – und wahrscheinlich bald auch in anderen Städten – das Unternehmen Serve Robotics an den Start. Wie der Firmenname erahnen lässt, wettet Serve Robotics darauf, dass die Zukunft der Essenslieferung in Roboterhände gehört.

Gleicher Meinung sind offensichtlich Investoren, denn Serve Robotics geht an die Börse und sammelte – eigenen Angaben zufolge – bereits mehr als 56 Millionen US-Dollar. 30 Millionen davon stammen vom Börsengang. Auch wenn das erst einmal nach sehr viel Geld klingt, sollten wir die Summe nicht überschätzen – denn die laufenden Kosten des Unternehmens sind um einiges höher, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte.

"Mehr als 56 Mio. US-Dollar gleich zum Start klingt zwar nach viel Geld. Wenn ich aber bedenke, dass das Unternehmen derzeit nur rund 100 Roboter am Start hat, die für Uber Eats Essen ausliefern, ist es gar nicht so viel Geld, denn der Betrieb dieser Flotte kostet sie 1,4 Millionen US-Dollar Betriebskosten im Monat."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Dass der Betrieb so teuer ist, hat seine Gründe: Die Branche der Roboter-Essensauslieferung steht noch ganz am Anfang. Serve Robotics braucht aktuell ziemlich viel Geld für eine Weiterentwicklung. Bisher habe das Unternehmen 10.000 Essenslieferungen im Großraum Los Angeles für eine Supermarktkette abgewickelt, berichtet Martina. Testlieferungen absolvierten die Robos auch schon in der westkanadischen Stadt Vancouver.

Einem Bericht der Seite innovationorigins.com zufolge, läuft gerade ein Pilotprojekt mit mehr als 200 Restaurants in West Hollywood. Sieben Tage pro Woche sind da bisher 100 Roboter von 10 bis 21 Uhr im Einsatz. Mittelfristig wolle Serve Robotics seine Flotte auf 2000 Roboter ausbauen, schreibt das Portal Quartz. Vollkommen autark arbeiten die Roboter übrigens noch nicht. Das Essen müssen die Kund*innen dem Lieferautomaten selbstständig abnehmen.

Ein Essensroboter der Firma Serve Robotics rollt durch West Hollywood
Ein Essensroboter der Firma Serve Robotics rollt durch West Hollywood
"Die Essenlieferroboter sind so einfache kleine weiße Wagen auf vier Rädern. Da drin wird das Essen warmgehalten und zum Kunden transportiert. Der Kunde kann die Klappe aufmachen und sein Essen rausnehmen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Warum also das Ganze, wenn es trotzdem noch immer einen letzten – menschlichen – Schritt braucht? Firmen wie Serve und andere Lieferroboterfirmen treten mit dem großen Versprechen an, dass Roboter in großem Maßstab Lieferungen zu geringeren Kosten als menschliche Arbeitskräfte durchführen können. Und vermutlich dabei weniger über ihre prekären Arbeitsverhältnisse schimpfen wie etwa die menschlichen Lieferfahrer von Gorillaz.

Ein Kunde entnimmt einem Liefer-Roboter das bestellte Essen

Die Roboter seien bereits ziemlich gut, teilte das Unternehmen im Januar mit: Sie würden unter "Autonomie-Stufe 4" liefern, das bedeutet, dass das Fahrzeug ohne einen Menschen betrieben werden kann. Stimmt allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, sagt unsere Reporterin.

"Die Lieferungen finden bisher nur in Gebieten statt, die keine allzu großen Herausforderungen bieten. Also statt voller Bürgersteige und Rush-Hour-Verkehr üben die Roboter in den ruhigen Vororten. Oder in kontrollierten Umgebungen wie Hochschulen und Krankenhäusern."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Ob der Service nämlich auch in brenzligen Situationen reibungslos klappt, ist eine andere Frage. Zum Beispiel halten die Robos bisher an Baustellen oder bei Polizeieinsätzen an – dann übernimmt ein Mensch, der den Roboter per Fernsteuerung dirigiert.

Der Trend der Lieferroboter ist auch schon in Deutschland angekommen – wenn auch noch in deutlich geringerem Umfang: In Hamburg testet Rewe Lieferungen mit drei kleinen autonomen Lieferfahrzeugen, die den Kund*innen online bestellte Lebensmittel bis vor die Haustür fahren. Allerdings dürfen die Fahrzeuge nicht unbegleitet über Bürgersteige rollen. Tests laufen auch in anderen europäischen Ländern wie England und Estland. Bis die Lieferroboter allgegenwärtig sind, wird es allerdings bestimmt noch eine Zeit lang dauern, glaubt Netzreporterin Martina Schulte.

Shownotes
Bringdienste
Roboter: Die Pizzaboten der Zukunft
vom 15. August 2023
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin