Sie wussten, dass der Pest-Friedhof da sein musste, nur nicht genau, wo. Dann entdeckten britische Archäologen bei Eisenbahn-Bauarbeiten Skelette aus dem 14. und 15. Jahrhundert. In den Zähnen fanden sie die DNA des Pest-Bakteriums.

Massenhaft begruben die Londoner im 14. Jahrhundert ihre Toten in Friedhöfen außerhalb der Stadtmauern. In der Nähe des Kulturzentrums Barbican haben britische Forscher Skelette gefunden, die darauf hindeuten, dass hier einer der großen Pestfriedhöfe von London lag. Die Skelette wurden bei den Bauarbeiten zur Londoner Crossrail entdeckt, berichtet die BBC.

Dieser Fund löst ein 660 Jahre altes Rätsel.

Die Datierung der Knochen ergab: Die Gräber stammen aus den Jahren 1348-1350. Genau zu dieser Zeit tobte die Pest in London. Die späteren Gräber stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, als die Pest ein weiteres Mal ausgebrochen war. In den Zähnen der Toten konnten die Wissenschaftler außerdem jetzt die DNA des Pest-Bakteriums nachweisen.

Ein Drittel der europäischen Bevölkerung starb an der Pest

Die Pest kam vermutlich aus Asien über Seefahrer nach Sizilien und breitete sich von dort in etwa kreisförmig nach Mittel- und Nordeuropa aus. Europaweit starben Millionen Menschen an der Pest, insgesamt löschte der "Schwarze Tod" etwa ein Drittel der Bevölkerung Europas aus. In Großbritannien starben nach Schätzungen 60 Prozent der damaligen Bevölkerung.

Erstaunlich, was man alles über einen Menschen lernen kann, der vor mehr als 600 Jahren starb.

Die Skelette aus dem Crossrail-Friedhof zeugen davon, dass die Londoner im 14. Jahrhundert ein hartes Leben führten. Viele hatten Spuren von Mangelernährung, einige sogar Rachitis, also Knochenerweichung. Viele Skelette hatten außerdem Wirbelsäulen-Schäden, was dafür spricht, dass sie hart arbeiten mussten. Laut den Forschern könnte die schlechte Ernährung und die harten Lebensumstände auch erklären, warum die Pest so viele Londoner umbringen konnte.

Shownotes
Archäologie
Die Pest in den Knochen
vom 31. März 2014
Moderation: 
Daniela Tepper
Gesprächspartnerin: 
Britta Wagner, Wissensnachrichten