Auf der Bühne stehen und man bekommt den Mund nicht auf: eine absolute Horrorvorstellung, besonders für Musiker. Neurowissenschaftler Daniel Scholz gibt ein Seminar für Musikstudierende, um Lampenfieber in den Griff zu bekommen.

Ob berühmter Popstar, Musikstudierende oder Hobbymusiker: Lampenfieber äußert sich bei jedem Menschen gleich. Daniel Scholz, Professor für Musizierendengesundheit an der Universität Lübeck, sagt: Angst vor dem Auftritt zeigt sich dadurch, dass einem schwindelig ist, der Bauch kribbelt oder die Hände zittern und die Stimme wegbleibt.

"Wenn das Lampenfieber in Auftrittsangst kippt, dann beeinträchtigt das den Auftritt."
Daniel Scholz, Professor für Musizierendengesundheit an der Universität Lübeck

Beim Lampenfieber handelt es sich meistens um eine Erwartungsangst, erklärt Daniel Scholz. Und diese Erwartungsangst vor dem Auftritt ist meist viel größer als die Angst, die wirklich da ist, wenn Musiker*innen auf der Bühne stehen. Neben der Erwartungsangst haben sie auch Versagensängste, Zukunftsängste, depressive Episoden, aber auch Panikstörungen, die ein Auslöser der Auftrittsangst sein können.

Wenn Lampenfieber in zu große Erwartungsangst kippt, dann ist es laut Daniel Scholz keine gute Voraussetzung, sich in einen Auftritt zu begeben.

Jakob Bruckner ist Musiker Sänger des Indie-Pop Duos Bruckner und kennt Lampenfieber trotz erfolgreicher Karriere. Er sagt, es ist aber ebenfalls möglich, dass sich die Angst in positive Aufregung beim Auftritt umwandelt.

Lampenfieber bekämpfen

Das wichtigste Mittel gegen Lampenfieber ist das Training, immer wieder auf die Bühne zu gehen. An der Musikhochschule Lübeck können durch Training in einem Semester gute Fortschritte bei Musikstudierenden erzielt werden, sagt Dozent Daniel Scholz. Das Ziel: die eigene Selbstwirksamkeit wahrnehmen. Das bedeutet, die innere Überzeugung zu haben, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können.

"Ich denke, wir können da immer einen positiven Einfluss drauf nehmen, damit das Lampenfieber über Jahre mit Training immer weniger wird."
Daniel Scholz, Professor für Musizierendengesundheit an der Universität Lübeck

Auch nach dem Seminar müssen Musiker*innen weiter trainieren. Wem das Training nicht ausreicht, kann kurzfristig auch zu Medikamenten greifen, um die initiale Angst zu überwinden, sagt Daniel Scholz. Aber auch eine Psychotherapie kann bei ausgeprägtem Lampenfieber helfen, die Bühne entspannter zu betreten.

Insgesamt ist das Ziel für Musiker*innen dabei, auf der Bühne zu stehen, das Publikum zu begeistern und zu inspirieren, erklärt Daniel Scholz. Der eigene Perfektionismus und Druck, wie auf einer Musikproduktionsaufnahme zu klingen, soll den Musiker*innen genommen werden.

Shownotes
Bühnenangst
Unisemiar will Musikern das Lampenfieber nehmen
vom 26. Januar 2023
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Daniel Scholz, Professor für Musizierendengesundheit an der Universität Lübeck