Die Arbeiter der taiwanesischen Schuhfabrik Yueyuen in Dongguan in der Provinz Guangdong fordern nicht einfach mehr Lohn, sie fordern ihr Recht: Und zwar die gesetzlich vorgeschriebenen Sozialleistungen wie Zuschüsse zur Kranken-, Arbeits- und Rentenversicherung. Ein Problem, das nicht nur die Arbeiter in Dongguan betrifft.
Nach Angaben der Organisation China Labor Watch habe nicht eine der 400 von ihr kontrollierten Firmen alle nach chinesischem Gesetz vorgeschriebenen Sozialleistungen für seine Angestellten gezahlt. Der Massenstreik bei Yueyuen könnte, so vermuten verschiedene Beobachter, auf andere Firmen und Branchen übergreifen. Auch wegen der globalen Bedeutung des Unternehmens: Ein Fünftel aller Sportschuhe dieser Welt werden von Yueyuen hergestellt. Allein am Standort Dongguan sind 40.000 Arbeiter beschäftigt.
"Die jüngere Generation der Wanderarbeiter ist sehr selbstbewusst geworden."
Das Selbstbewusstsein der jüngere Generation wachse durch den zunehmenden Arbeitskräftemangel in China - eine Folge der Ein-Kind-Politik. Die bessere Bildung der jungen Chinesen führe auch dazu, so folgert DRadio-Wissen-Korrespondent Markus Rimmele, dass sie mittlerweile ihre Rechte kennen und sie auch einfordern.
Arbeitsrechte gestärkt
"China ist schon seit vielen Jahren kein Billiglohnland mehr. In China sind Lohnzuwächse von 10 bis 15 Prozent völlig normal", erklärt Markus Rimmele. Seit den Protesten beim chinesischen Handy-Zulieferer Foxconn vor einigen Jahren habe sich die rechtliche Lage der Arbeiter in China verbessert. Inzwischen seien Arbeitsverträge die Regel, und der Gesetzgeber versuche bei den Firmen durchzusetzen, dass Sozialleistungen bezahlt werden, fasst Markus Rimmele die aktuelle rechtliche Lage zusammen.
Billigproduzenten drohen abzuwandern
"China ist heute kein klassisches Ausbeuterland mehr", sagt Markus Rimmele. Für Textil-, Spielzeug- oder Schuhhersteller, die auf viele tausende Arbeitskräfte angewiesen seien, würde der Produktionsstandort China immer teurer. Viele Firmen überlegten abzuwandern in Länder, wo die Arbeitskräfte noch billig sind wie in Bangladesch, Vietnam oder Kambodscha.