China hat im September angekündigt, dass das Land bei der Bekämpfung des IS-Terrors stärker mit der Weltgemeinschaft kooperieren will. Davon merkt man jedoch nicht viel, berichtet Ruth Kirchner aus Peking.

Alle Staaten, die können, sollten etwas tun, um die Menschen in Kobane vor der Terrororganisation "Islamischer Staat" zu schützen. Dazu hat Ban Ki Moon, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, in New York aufgerufen.

Allianz aus westlichen und arabischen Staaten

Einige handeln ja auch bereits: Eine Allianz aus verschiedenen Regionen der Welt kämpft gemeinsam gegen den IS-Terror: Die USA fliegen Luftangriffe im Irak und in Syrien, unterstützt werden sie dabei unter anderem von Großbritannien, Frankreich und arabischen Staaten wie Saudi-Arabien, Katar, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Und die asiatischen Staaten?

Aus China hört man wenig. Ein möglicher Grund: China hat im Moment kein direktes Problem mit dem IS, zumindest nicht im eigenen Land, sagt unsere Korrespondentin Ruth Kirchner.

"Es gibt bis jetzt keine Anzeichen dafür, dass Milizen oder Sympathisanten des IS in China aktiv sind. In den Staatsmedien wird aber vom IS als 'Feind der ganzen Welt' gesprochen. Die Luftschläge seien richtig."
Ruth Kirchner, Korrespondentin in Peking

China betreibt eine Politik der Nichteinmischung, sagt Ruth Kirchner. Über Lippenbekenntnisse hinaus - man wolle zum Beispiel mehr zum Informationsaustausch oder zum Training von Personal beitragen - sei bisher aus Peking nichts Konkretes zu vernehmen gewesen.

Warum mischt sich China nicht stärker ein?

Zum einen gebe es ein großes Misstrauen gegen die USA und ihre Intentionen im Nahen Osten. Dann die grundsätzliche chinesische Politik der Nichteinmischung. Und drittens gebe es auch eine Enttäuschung, dass viele westlichen Regierungen dem chinesischen Vorgehen in Xinjiang sehr kritisch gegenüberstehen. China hat dort ein Terror-Problem: Die chinesische Polizei hatte in der Region zahlreiche Menschen erschossen. Der Westen messe hier mit zweierlei Maß, heißt es aus Peking.

Chinas Interessen

"China ist der größte Investor in der irakischen Ölindustrie. Es importiert mehr Öl aus dem Nahen und Mittleren Osten als die USA. Seine Öl-Arbeiter hat China bereits aus dem Irak abgezogen."
Ruth Kirchner

Chinas begrenzte militärische Optionen

"China hat für ein Eingreifen auch nicht die militärischen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Stützpunkte außerhalb des Landes und keinen einsatzfähigen Flugzeugträger."
Ruth Kirchner
  • Kurz und Heute
  • Moderation: Marlis Schaum
  • Gesprächspartnerin: Ruth Kirchner