• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Das Römische Reich ist zerstritten, da könnten doch wenigstens Vater, Sohn und Heiliger Geist eine Einheit sein, oder? Das erste Konzil von Nicäa hat genau das geregelt. Die Idee kam allerdings nicht von einem Kirchenmann.

Der römische Kaiser Konstantin hat gerade seine Macht über das Imperium Romanum konsolidiert. Er hatte sich in vielen internen Auseinandersetzungen gegen Konkurrenten durchgesetzt und das weströmische mit dem oströmischen Reich unter seiner Kaiserschaft vereint.

Doch das Reich ist im Inneren gespalten und zerstritten: Der alte heidnische Kultglaube und der christliche Glaube stehen in Konkurrenz zueinander. Selbst die Christen sind sich untereinander nicht in allen Punkten einig. Die einen hängen dem nach dem Theologen Arius benannten Arianismus an, die anderen folgen den Glaubenssätzen, die der Bischof von Rom – der heutige Papst – vorgibt.

Wie viele sind Gott und sein Sohn?

Der Streit unter den Christen war wegen der Definition Gottes und seines Sohnes Jesus entbrannt: Sind sie wesensgleich oder wesensähnlich? Was nur nach einem Streit unter Sprachwissenschaftlern aussieht, ist tatsächlich ein wesentlicher theologischer Streitpunkt, denn er stellt die sogenannte Trinität – also die Dreifaltigkeit von Gott als "Vater, Sohn und Heiligem Geist" in Frage.

"Das Allerwichtigste war der Arianismus-Streit. Constantin hat diesem Konzil eine sogenannte Zauberformel vorgelegt, nämlich über die Wesenseinheit zwischen Gottvater und Gottsohn."

Da die römische Kirche – bis heute – auf dieser Dreifaltigkeit basiert, war der Streit mit denjenigen vorprogrammiert, die die Dreifaltigkeit in Abrede stellen, weil durch die gleichrangige Verehrung von Gott und Jesus, seinem Sohn, die Einmaligkeit Gottes geschmälert oder gar getilgt sei.

Vater, Sohn und Heiliger Geist sind eins

Beim Konzil von Nicäa, zu dem Kaiser Konstantin im Sommer 325 rund 300 Bischöfe mit ihren Beratern in Nicäa, dem heutigen İznik südlich von Istanbul, begrüßt, fällt die theologische Entscheidung, die bis heute gültig ist: Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist sind wesensgleich.

"Constantin hat gesagt: 'Man muss noch ein Wort einfügen: wesensgleich, ὁμοούσιος. Das hat man zum Anlass genommen, eine Kommission einzusetzen. Die hat dann dieses Glaubensbekenntnis von Nicäa formuliert."
Volker Drecoll, Kirchenhistoriker

Zudem wird unter anderem festgelegt, wann die Christenheit in Zukunft Ostern feiert und dass es geistlichen Würdenträgern verboten ist, mit einer Frau zusammenzuleben – es sei denn, es handelt sich um Mutter, Schwester oder Tante oder um eine "über jeden Verdacht erhabene" Frau.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Die Historikerin und Konstantin-Expertin Elisabeth Herrmann-Otto beschreibt Kaiser Konstantin und seine Motive, das Konzil von Nicäa einzuberufen.
  • Der Kirchenhistoriker Volker Drecoll erläutert die Unterschiede zwischen Arianern und römischen Christen am Beginn des 4. Jahrhunderts.
  • Der Kirchenhistoriker Jörg Ulrich erklärt die Bedeutung der Beschlüsse von Nicäa für die Entwicklung des Christentums bis heute.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt auf die Schlacht an der Milvischen Brücke wenige Jahre vor dem Konzil von Nicäa zurück, die auf das Denken Konstantins großen Einfluss hatte.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Tobias Sauer nimmt uns mit nach Nicäa und schildert die Beschlüsse aus der Sicht zweier Bischöfe.

Unser Bild zeigt die Heilige Dreifaltigkeit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist als Buchmalerei von Zanobi Strozzi. Sie ist die bildhafte Entsprechung der kirchlichen Glaubenspolitik.

Shownotes
Christentum
325 n. Chr.: Das Konzil von Nicäa
vom 09. Mai 2025
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Dr. Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Elisabeth Herrmann-Otto
  • Volker Drecoll
  • Jörg Ulrich