Wer genau hinhört, merkt, Christian Huber ist gut im Tiefstapeln: Er sei ein bisschen lustig, als Musiker so mittel und ein schlechter Jogger. In Echt heißt das: Als Autor hat er gerade sein erstes Buch veröffentlicht, schreibt für das Neo Magazin Royal, versorgt 25.000 Leute bei Twitter mit seinen Geschichten und hat für seine Beats ein paar Mal Platin bekommen. Nur seine Joggingskills können wir nicht beurteilen.
Angefangen hat alles bei Myspace: Damals tüftelte Christian Huber in seinem Heimatort Regensburg an Hiphop-Beats und brauchte dringend eine Netzwerkerweiterung. Myspace verschaffte ihm damals die Kontakte, zum Beispiel zu Casper oder den Hilltop Hoods. Da Ende der Nullerjahre aber der Myspace-Tod nicht mehr zu leugnen war, musste etwas anderes her. Zuerst wechselte er zu Twitter und dann nach Berlin. Hier kam ihm recht schnell die Erkenntnis: "Ich kann dreieinhalb Akkorde und kein Instrument. Alles, was man damit machen kann, hab ich jetzt gemacht."
Humor und Gehirntumor
Als er sich 2009 als Pokerbeats bei Twitter anmeldete, wusste er noch nicht, dass er dadurch den entscheidenden Schubser für eine neue Richtung bekommen sollte. Zunächst versuchte er nämlich extrem erfolglos per Twitter Musiker auf seine Beats zu stoßen. Dann aber schrieb er auf, was ihm täglich so passierte. Etwas später hatte er nicht nur 25.000 Follower, sondern auch eine eigene Kolumne und arbeitete als Autor fürs Neo Magazin Royal.
"Man sollte sich keinen Kopf machen, ob man jetzt das beste aus sich rausholt. Wenn man sich nicht zwingt, wird es sowieso am besten."
Sein erstes Buch hat er auch seinen Twitter-Geschichten zu verdanken. Ein Verlag kam auf ihn zu: neun Monate später war "Fruchtfliegendompteur" fertig. Darin geht es um den erfolglosen Musiker Christian, der sich angenervt vom überhippen Berlin mit einem Schwindelgefühl herumplagt. Die einzige mögliche Erklärung für sein Leiden - diagnostiziert er selbst - sei ein Gehirntumor. Was dann passiert, erzählt Christian Huber in kurzen Episoden.
Dass in der Figur Christian ein Teil vom echten Christian drinsteckt, da muss man nicht lange drumrum reden. Schließlich sind auch seine Twitter-Episoden wirklich erlebte skurrile Situationen rundum verwirrte Hipster, eigene Macken oder Erlebnissen in Wartezimmern. Verständlich, dass Freunde manchmal "das schreibst du jetzt aber nicht ins Internet!" nölen. Genauso verständlich, dass er es trotzdem aufschreibt. Es ist einfach unheimlich lustig, was er in 140 Zeichen und mehr zusammentippt.
Vor seinen Beobachtungen ist keiner sicher: nicht die Freunde, nicht die Nachbarn und am wenigsten er selbst. So legt er ganz charmant eigene Schusseligkeiten und Fails offen. Oder macht sich über die eigene Spießigkeit lustig. "Ich bin meine eigene Großmutter", sagt er. Denn durch den Innenhof seiner Berliner Wohnung wird so schnell kein Unbekannter spazieren. Weil Christian bei jeder Bewegung zum Fenster hechtet, um zu sehen, was da los ist.
"Wenn man dafür bezahlt wird, dass man ein bisschen lustig ist: ein Traum!"
Wenn er wirklich abschalten will, dann macht er alles aus: Computer, Handy. Nur so hört auch das Denken in Tweets irgendwann auf. Zu tun gibt es immerhin genug. Gerade ist Christian Huber mit "Fruchtfliegendompteur" auf Lesereise. Und kommt dabei auch für eine Lesung zurück in seine alte Schule. "Ich habe etwas Angst, dass mein Deutschlehrer von früher mich vor die Klasse holt und sagt: Lernt was ordentliches, sonst wird das aus euch." Ehrlich, wir machen uns da keine Sorgen.