Da zu arbeiten, wo andere Party machen, kann besonders belasten. Mitarbeitende in Clubs berichten zum Beispiel von körperlichen und verbalen Übergriffen beziehungsweise Gewalt. Ein Pilotprojekt untersucht, wie Club-Personal geschützt werden kann.

Clubs sind für viele ein Ort, an dem sie loslassen können: Party machen, tanzen, eine gute Zeit haben. In einem Club zu arbeiten kann für die Mitarbeitenden wiederum besonderen Stress bedeuten. Neben der lauten Musik und den Nachtschichten erfahren sie auch Diskriminierung und Übergriffe.

Körperliche und verbale Übergriffe

Was sie belastet und wie sie besser geschützt werden können, wird aktuell im Rahmen des Projekts "Mental Health in Clubs" untersucht. Für die Studie arbeitet die Clubcommission Berlin unter anderem mit der Charité und der Fernuni Hagen zusammen und kooperiert dafür mit ausgewählten Clubs in Berlin. Die Beschäftigten dort und auch andere Mitarbeitende in der Clubszene konnten an einer Online-Befragung teilnehmen. Darin wurden sie zum Beispiel nach Stressoren durch Kolleg*innen, Führungspersonal und Gäst*innen gefragt. Besonders Letzteres sticht dabei hervor. Die Ergebnisse eines zweiten Zwischenberichts zeigen bisher:

  • Fast die Hälfte der Befragten hat verbal aggressives Verhalten durch Gäst*innen erlebt
  • Gut ein Drittel hat Diskriminierungserfahrungen gemacht
  • Ein weiteres Drittel berichtet von verbaler sexueller Gewalt
"Nur weil du irgendwie kurz nett was sagst, greift jemand deinen Kopf und küsst dich auf einmal auf die Wange."
Tippi, arbeitet an der Tür in einem Hamburger Club und berichtet von einem körperlichen Übergriff durch einen Gast

Sexistische Sprüche, unerwünschte Berührungen – das kennen auch Tippi und Noel. Tippi arbeitet an der Tür in einem Hamburger Club. Sie erzählt von einem Vorfall, bei dem ein Gast sie ungefragt auf die Wange geküsst hat. Noel ist Barkeeper in einem Club in Köln und erinnert sich an einen Übergriff: "Ich wurde auch schon am Nippel angefasst, also durch das T-Shirt durch. Mir wurde auch schon ein Dreier angeboten", sagt er.

Um Gäst*innen vor sexuellen Übergriffen zu schützen, gibt es Konzepte wie "Ist Luisa hier?". Wenden sich Besucher*innen mit diesem Codewort an das Personal von Clubs und Bars, soll ihnen Hilfe und Schutz gegeben werden. Doch: Wie wird das Personal geschützt, wenn ihnen so etwas passiert?

"Ich bin nicht ein Stück Fleisch, ich bin ein Mensch mit Gefühlen."
Noel, arbeitet als Barkeeper in einem Club und hat körperliche und verbale Übergriffe erfahren

Schutzkonzepte im Club

Im queeren Berliner Club "SchwuZ" zum Beispiel gibt es für solche Fälle Notfallknöpfe. Die sind hinter der Bar angebracht und auch an den DJ-Pulten. Wird einer der Köpfe gedrückt, werden die Türsteher*innen informiert und kommen zur Hilfe. Die Mitarbeitenden dort können sich auch in einen Ruheraum zurückziehen. Aber der wird auch für Besucher*innen genutzt, wenn es ihnen nicht gut geht oder es zu einem übergriffigen Vorfall kam.

Im Rahmen der Studie wurden den Mitarbeitenden Achtsamkeitstrainings angeboten wie auch psychotherapeutische Hilfe und Supervision. Zusätzlich gibt es ein Handbuch, an dem sich das Personal und Führungskräfte orientieren können, um die psychische Gesundheit zu fördern und die Teams besser zu schützen. Dabei müssen sich vor allem die Clubs bewusst machen, welche Verantwortung sie für ihre Mitarbeitenden als Arbeitgeber haben, sagt Jenny Wesche von der Fernuni Hagen.

Shownotes
Pilotprojekt
Club-Mitarbeitende besser vor Übergriffen schützen
vom 02. Mai 2025
Moderator: 
Christoph Sterz
Autorin: 
Elena Bavandpoori, Deutschlandfunk Nova