Eine Demonstration zur Erhaltung der Clubszene in Berlin ist aus dem Ruder gelaufen und könnte dazu beigetragen haben, dass der R-Faktor in der Hauptstadt kurzzeitig wieder in die Höhe gesprungen ist. Eher kontraproduktiv für die Botschaft der Demo. Denn die Lage ist ernst: Bis zu 40 Prozent der Clubs sind durch die Krise in Gefahr - und müssen eventuell dauerhaft schließen.

Die Clublandschaft war auch schon vor Corona in Gefahr. Im Gegensatz zu Theatern oder Opernhäuser werden sie in der strukturellen Kulturförderung nicht berücksichtigt - und müssen so um ihre Grundsicherung bangen. Axel Ballreich ist Vorsitzender der Livemusikkommission und er befürchtet: Dauert die Krise noch sehr viel länger, wird es schwierig für die meisten Clubs.

"Die Problematik hat sich deutlich verschärft, als klar geworden ist, dass es sich bei Corona nicht nur um einen Ausfall von drei Monaten handelt - sondern vielleicht von einem ganzen Jahr."
Axel Ballreich, Vorstehender der Livemusikkommission

Axel Ballreich geht sogar davon aus, dass zwischen 20 und 40 Prozent der Clubs ihre Pforten dauerhaft schließen müssen. Manche haben bereits ihren Mietvertrag gekündigt - es lohnt sich nicht mehr, auf das Ende der Krise zu warten. Denn dafür müssten sich viele Betreiber verschulden.

Nothilfe-Fonds erhalten Clubs

Viele Clubs konnten bisher nur durch die Hilfe der einzelnen Länder überleben. So etwa das Gebäude 9 in Köln. Der Club erhielt 15.000 Euro Soforthilfe vom Land Nordrhein-Westfalen. Die Stadt Köln hat zudem Nothilfe-Fonds für Livemusik-Spielstätten eingerichtet - davon erhält beispielsweise das Gebäude 9 zusätzlich jeden Monat bis zu 10.000 Euro, für Raummiete und Instandhaltung. Das reiche bis in den Sommer, sagt Betreiber Jan van Wegen. Danach werde es mit der Liquidität schwierig.

Clubs fehlt die Grundsicherung

Clubs werden privatwirtschaftlich betrieben - vom Staat nicht subventioniert, wie das etwa bei Theatern oder Opernhäusern der Fall ist. Zum Vergleich: Für jede Theaterkarte des Schauspiel Köln, zahlt die Stadt noch einmal 125 Euro drauf. Bei einer verkauften Konzertkarte nichts. Der Bestand von Clubs ist nicht gesichert, wie das bei geförderten Institutionen der Fall ist, sagt Jan van Wegen.

"Die Pandemie zeigt, wie fragil das Gebilde ist, wenn man sich nur auf die Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage verlassen muss."
Jan van Wegen, Clubbetreiber

Gutscheine und Spenden würden dann auch nicht ausreichen, um einen Club zu retten. Wie es nach der Krise um die Clublandschaft bestellt sein wird, hängt im Wesentlichen davon ab, wie lange die Clubs noch geschlossen bleiben, sagt Jan van Wegen.

Konjunkturpaket sieht 150 Millionen Euro vor

Clubs werden vom Staat zwar nicht subventioniert, eine Hilfe gibt es aber wegen Corona trotzdem. Das beschlossene Konjunkturpaket sieht auch Hilfen für Livemusik-Stätten vor. In der Pressemitteilung der Bundesregierung heißt es, dass 150 Millionen Euro in den Bereich Musik fließen sollen - und meint damit nicht nur Livemusikstätten, sondern auch Festivals, Veranstalter und Musikvermittler. Was mit Clubs ist, in denen ausschließlich aufgelegt wird, geht aus der Pressemitteilung nicht hervor.

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Shownotes
Feierkultur
Clubsterben: Nach der Krise wird es ruhig
vom 03. Juni 2020
Autorin: 
Ina Plodroch, Deutschlandfunk Nova