Spätestens im Frühjahr sollen die Impfstoffe von Valneva und Novavax zugelassen werden. Die Impfkampagne könnte dann neuen Schwung bekommen. Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth sagt, es müsse Druck von außen geben, damit sich auch zweifelnde Bürger*innen gegen Corona impfen lassen.
Das Vertrauen in die neuartige mRNA-Impftechnologie ist bei einigen noch nicht da. Viele Impfskeptiker*innen argumentieren, dass sie auf einen Totimpfstoff warten. Dahinter steckt dieselbe Methode, wie bei der Grippeimpfung. Totimpfstoffe enthalten unschädlich gemachte Krankheitserreger – im Fall von Valneva sind es abgetötete Corona-Viren.
Etwas anders sieht es bei Novavax aus. Hier handelt es sich streng genommen um einen Protein-Impfstoff. Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth erklärt, dass dieser Impfstoff in einem modernen Verfahren gewonnen wird, wobei Gentechnik genutzt wird, um das Spike-Protein des Coronavirus in Insektenzellen herzustellen.
Wirksamkeit von Novavax liegt bei 90 Prozent
Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Novavax hat einen Zulassungsantrag für seinen Proteinimpfstoff – dessen Wirkung laut Studien bei etwa 90 Prozent liegt – bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bereits gestellt.
Beim französischen Biotechnologiekonzern Valneva laufen die Phase-3-Studien noch (Stand: 15.12.2021). Valneva befindet sich im rollierenden Begutachtungsverfahren der EMA. Die Daten werden ständig geprüft. Es fehlt noch der Zulassungsantrag, sagt Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth.
"Novavax hat den Zulassungsantrag schon gestellt. Wir können wir damit rechnen, dass die EMA noch dieses Jahr – spätestens aber im Januar – die Entscheidung für oder gegen eine Zulassung trifft."
Bis der Impfstoff aber verabreicht werden kann, werde es noch länger dauern, sagt Volkart Wildermuth: "Novavax hatte starke Produktionsprobleme, vor allem in den USA. Da haben die Behörden sogar eine Anlage gestoppt, weil die Reinheit nur 70 Prozent statt der geforderten 90 Prozent betrug."
Produktionsanlagen werden begutachtet
Die Reinhaltung sei für die EMA wichtig, weil sich die Zulassung nicht allein auf das Impfstoffkonzept beziehe. Auch die Produktionsanlagen werden begutachtet, erklärt Volkart Wildermuth. "Im Grunde kann die EMA erst die Zulassung erteilen, wenn Novavax eine verlässliche Produktion garantieren kann."
Bei der Zulassung hätten neben der EMA noch weitere Institutionen Einfluss auf eine Arzneimittelzulassung, sagt Wildermuth. Als Beispiel nennt er das Serum Institute of India. Europa habe sich 100 Millionen Dosen gesichert mit Option auf weitere 100 Millionen, wenn die Zulassung des neuen Proteinimpfstoffs kommt, so Wildermuth.
"Bestellungen gibt es auch aus vielen anderen Ländern, unter anderem den USA. Die USA haben Novavax mit 1,6 Milliarden Dollar gefördert."
Hohe Bereitschaft zur Impfung mit Novavax
Es sei daher nicht sicher, ob Deutschland nach der Zulassung direkt Impfstoffdosen bekommt, sagt Wildermuth. Auch dass mit der Zulassung der Totimpfstoffe der erhoffte Schwung in die deutsche Impfkampagne kommt, sei noch nicht vorauszusagen.
Der Wissenschaftsjournalist verweist auf die regelmäßigen Cosmo-Befragungen zur Pandemie. In der aktuellen Befragung äußerten viele Befragte die Bereitschaft, sich immunisieren zu lassen, wenn ein Totimpfstoff im nächsten halben Jahr verfügbar ist.