Wer sich dazu entscheidet, ein Game zu spielen, tut das meistens, weil er oder sie unterhalten werden möchte. Doch vielleicht können Games noch mehr als nur Unterhaltung – zum Beispiel sensibilisieren für die Umwelt und den Klimaschutz. Dass das funktioniert, zeigt das Game "Endling".

Im Game "Endling" von den Entwicklern Herobeat Studios und Handy Games wird die Geschichte aus Sicht einer Fuchsmutter erzählt, die mit ihren vier Jungen ums Überleben kämpft. "Survivalgame" ist hier wörtlich gemeint: Die fünf sind die letzten noch existierenden Füchse auf der Erde.

Das Game startet mit der Geburt der Fuchsjungen und der anschließenden Nahrungssuche: Hasen, Mäuse, Vogeleier oder auch Müll stehen auf dem Speiseplan.

Schafft die Fuchsmutter es nicht, ihre Jungen zu ernähren, können sie auch sterben. Das macht sich dann in der Musik des Games bemerkbar, beschreibt Deutschlandfunk-Nova-Gameexpertin Jana Reinhardt. Bei jedem verstorbenen Fuchsjungen wird ein Instrument aus der Musik entfernt.

Eine Fuchsmutter mit ihren drei Jungen in einem Videogame
© HandyGames
Die Fuchsmutter und ihre Jungen

Die eigentliche Geruchsspur, der man als Gamer*in folgen muss, ist aber nicht die der Nahrung, sondern die eines Jungen, das direkt zum Beginn des Games von Wilderern gestohlen wurde. Die Suche nach dem Jungen lockt die Fuchsmutter in immer unbekanntere Umgebungen, die nicht für Füchse gemacht sind.

Gerodete Landstriche, ausgetrocknete Felder

Über einen verseuchten Fluss geht es weiter durch gerodete, ausgetrocknete oder überschwemmte Landstriche. "Die Umweltverschmutzung und Vernichtung der Lebensgrundlage für Mensch und Tier sind sehr eindrücklich inszeniert durch die Landschaften, in denen du verzweifelt nach Nahrung suchst", erzählt Jana Reinhardt.

"Eigentlich machen wir mit unseren Füchsen eine Horrortour, die zeigt, wie schlimm der Klimawandel noch werden wird."
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Games-Expertin

Und trotz der Weltuntergangsatmosphäre ist das Spiel spannend, sagt Jana Reinhardt. Die Gamer*innen müssen sich als Fuchs mit den Jungen Stück für Stück in neue Bereiche vorwagen, die Eindrücke und Veränderungen der Umwelt sind mitreißend inszeniert. Man möchte einfach dranbleiben.

Das funktioniert laut Spielentwickler Philipp Nägelsbach auch so gut, weil der Fuchs ein beliebtes Tier ist, das bei Menschen den Beschützer*innen-Instinkt anspreche – vor allem, wenn noch Fuchsjunge dabei sind. So sei es dem Team gelungen, ein trockenes und komplexes Thema wie den Klimawandel nahbar zu machen und Menschen damit emotional anzusprechen.

Umwelt wird immer häufiger zum Thema

Noch vor ein paar Jahren musste man sehr gezielt nach Spielen suchen, die sich mit dem Klimawandel auseinandersetzen. Mittlerweile taucht dieses Thema auch in großen und altbekannten Games auf. So zum Beispiel in Sims, wo es jetzt die Erweiterung um den "Eco-Lifestyle" gibt, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Games-Expertin Jana Reinhardt.

Auch im Game "Endzone – A World Apart" aus dem vergangenen Jahr wird erzählt, wie unsere Hinterlassenschaften das Leben der Generationen nach uns beeinflussen werden.

"Immer mehr Entwickler entscheiden sich, Umweltthematiken zu verarbeiten."
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Games-Expertin

Gefördert wird das Thema auch durch Wettbewerbe wie beispielsweise durch das Umweltprogramm der United Nations. Dieses organisiert seit drei Jahren die Initiative "Playing 4 the Planet" und den "Green Game Jam".

Letzteres ist ein Wettbewerb, bei dem 30 große Game-Studios in bereits bestehende Games Mechaniken, Level oder Events einbauen, die die Spieler*innen zum Nachdenken beim Thema Umweltschutz anregen sollen.

Doch wie nachhaltig ist Gaming an sich überhaupt? Manche Zahlen legen nahe, dass Gaming-PCs jährlich so viel Strom verbrauchen, wie circa acht große Atomkraftwerke produzieren.

"Wir brauchen eigentlich in allen Bereichen von Games mehr Awareness und Initiativen, die uns anregen, am Ende auch bei uns ein bisschen zu schauen: Was können wir besser machen, um diesen Planeten zu schützen?"
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Gameexpertin
Shownotes
Game "Endling"
So können Games mehr Umweltbewusstsein schaffen
vom 26. Juni 2022
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Gameexpertin