Die Zeit der prallen Dekolletés, bei denen alles hochgepusht wird, ist vorbei. Zumindest wenn es nach der britischen Vogue geht.
In der Dezember-Ausgabe der britischen Vogue stellt Kathleen Baird-Murray die Frage: "Was ist mit dem Ausschnitt passiert?" Die Antwort: Jahrelang konnten die Brüste nicht hoch genug gepusht werden und das Dekolleté nicht prall genug sein. Aber jetzt, schreibt Baird-Murray, "werden die Titten nicht mehr für die Typen draußen sein, oder für irgendwen anderen".
Auch auf den roten Teppichen und auf den Laufstegen bei den Fashion Weeks gibt es immer weniger pralle Dekolletés. Ob es Schauspielerin Jennifer Lawrence ist, die bei den Oscars in schwarzer Spitze von Dior aufgekreuzt ist, oder Sängerin Beyoncé beim Met-Ball im hautfarbenen, hochgeschlossenen, perlenbesetzten Latex. Auch die aktuellen Must-have-Blusen von Gucci sind Schluppen-Blusen, also solche, die ihr am Kragen mit einer Schleife zubindet. Und der Wonderbra ist auch weg aus der Fashion-Welt - und damit auch der Brustansatz.
Es fällt dahin, wo es fällt - scheinbar
Stattdessen sehen wir BH-lose Brüste, die dahin fallen, wo sie eben hinfallen - also scheinbar. Denn wer jetzt automatisch denkt, das sei eine gute Entwicklung, lässt natürlich außer Acht, dass der neue Trend bei Hollywood-Stars immer noch fantastisch aussieht. Die Vogue ruft nicht plötzlich Natürlichkeit als Trend aus, sondern eine andere Form. Nicht mehr hochgeschnürrt und hochgepusht, sondern tropfenförmig, wie in den 70ern.
An den Selbstzweifeln von Frauen, die mit ihrem Körper unzufrieden sind, wird das kaum etwas ändern. Statt Push-ups, mit denen die Brüste möglichst apfelgleich aus dem Ausschnitt gucken, gibt es jetzt Soft-BHs ohne Metallunterbau, die die Brust möglichst ansehnlich in eine natürlich aussehende Form fallen lassen.
Vor allem auf Twitter gibt es ziemlich viel Gegenwind. Dort hatte die britische Vogue auch eine Umfrage zum Anklicken veröffentlicht, in der sie fragt: Ist das pralle Dekolleté out? Die Antwortmöglichkeiten:
- Wer hat, der soll es zeigen
- Kommt auf das Outfit an
- Prall ist vorbei
Frauen schreiben bei Twitter unter anderem, dass jede Körperform immer modisch sei. Oder auch ein Tipp an die Modezeitschrift: Konzentriert euch auf die Klamotten, nicht auf Körper-Faschismus. Titten sind keine Accessoires. Daraufhin hat sich auch die Autorin des Textes via Twitter zu Wort gemeldet. Sie schreibt, dass es ihr nicht darum gegangen sei, zu behaupten, die eine oder andere Brustform wäre in oder out, sondern vielmehr, dass Designer mehr gemütliche Kleidung entwerfen würde, die andere Körperteile als nur den Ausschnitt in Szene setze.