Wer sich wie oft gegen Corona hat impfen lassen – das ist gar nicht so leicht zu erheben. Eine Studie aus den USA hat jetzt herausgefunden: Vor allem in Umfragen machen die Befragten oft falsche Angaben.

Inzwischen haben sich viele Menschen gegen Corona impfen lassen. So viele, dass es immer schwieriger wird, die genaue Anzahl nachzuverfolgen – oder auch wie oft sich eine Person bereits hat impfen lassen. Die Gesundheitsämter kommen mit der Überlieferung der Zahlen nur langsam hinterher. Deshalb werden auch Umfragen durchgeführt, um den Impfstatus in der Bevölkerung abschätzen zu können.

Viele Teilnehmer*innen bedeuten nicht besseres Ergebnis

Eine Studie aus den USA hat sich drei Umfragen angesehen, in denen es unter anderem um die Frage ging, ob sich die Menschen haben impfen lassen oder nicht. Sie zeigt vor allem: Eine Umfrage mit vielen Teilnehmer*innen bietet nicht unbedingt das genaueste Ergebnis.

"Erstaunlicherweise hat die kleinste Umfrage die Zahlen ergeben, die später denen der Gesundheitsbehörde am allernächsten kamen."
Veronika von Borries, Deutschlandfunk Nova

Konkret hat die Studie vier Datensets verglichen, erklärt unsere Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries. Die offiziellen Daten darüber, wie viele Menschen sich haben impfen lassen, stammen von der US-Gesundheitsbehörde CDC.

Die Forschenden verglichen die Daten mit zwei großen Studien: Zum einen mit der Delphi-Studie, an der in Zusammenarbeit mit Facebook, wöchentlich 250.000 Facebookuser*innen teilgenommen hatten. Und zum anderen eine Studie des US Census Bureau, an der in jeder Runde etwa 75.000 Menschen teilnahmen. Zudem untersuchten die Forschenden eine kleine Studie des Umfrage-Instituts Axios-Ipsos, das jeweils nur rund tausend Menschen zum aktuellen Impfstatus befragt hatte.

Große Studien lagen weit daneben

Während die Ergebnisse der kleinen Studie sich in etwa mit den Zahlen der Gesundheitsbehörde deckten, lagen die beiden großen Studien weit daneben. Die Facebook-Delphi-Studie zum Teil um 14 Prozent, die des Census Bureau um neun Prozent, erklärt Veronika von Borries.

Statistisch gesehen, bringen viele Daten mehr Sicherheit, denn so fallen einzelne Ausreißer nicht so sehr ins Gewicht. Das bedeutet: Wer eine Münze tausend Mal wirft, wird in etwa gleich oft Kopf und Zahl werfern. Bei zehn Würfen sieht das schon anders aus.

"In Umfragen geht es nicht nur um die Größe des Datensatzes, sondern auch um die Qualität der Daten."
Veronika von Borries, Deutschlandfunk Nova

Doch bei Umfragen kommen weitere Faktoren hinzu, die nicht rein statistisch sind. Die Forschenden der Studie haben mehrere Probleme identifiziert:

  • In der Facebook-Studie waren weiße Menschen mit Uni-Abschluss überrepräsentiert. Diese lassen sich aber besonders häufig impfen, deshalb kam die Studie zu einer höheren Impfrate.
  • Bei beiden großen Studien konnten nur Menschen teilnehmen, die einen Internetzugang haben. Außerdem waren Menschen aus Städten überrepräsentiert.
  • Das Fragendesign der beiden großen Studien war sehr direkt. Sie fragten die Teilnehmer*innen lediglich, ob sie sich persönlich haben impfen lassen oder nicht. Die Forschenden vermuten, dass viele der Befragten auf diese Frage nicht ehrlich, sondern die sozial erwünschte Antwort ankreuzten.

Die kleine Studie hatte zwar weniger Teilnehmer*innen – sie waren aber besser ausgewählt. So kam es zu weniger Verzerrungen im Ergebnis.

Indirekte Fragen bei kleiner Studie

Außerdem stellte die kleinere Studie die Frage nach dem Impfstatus auf indirekte Weise. So hieß es: Kennen Sie jemanden, der schon eine Impfung bekommen hat? Dabei konnten die Teilnehmer*innen "Nein", "Ja", "Ich selbst" oder "Ja, jemand in meiner engen Familie" oder "Ja, Bekannte" auswählen.

Die Forschenden vermuten, dass auch das zu dem genaueren Ergebnis führte: Den so gab die Auswahl ungeimpften Menschen die Möglichkeit, mit ja zu antworten, ohne sich selbst zu meinen.

Shownotes
Datenerhebungen
Warum die Impfraten in Umfragen oft höher liegen
vom 09. Dezember 2021
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Veronika von Borries, Deutschlandfunk Nova