Diverse Apps auf unseren Smartphones sammeln Daten über uns – auch wenn wir dem vielleicht gar nicht zugestimmt haben. Der Verein datenanfragen.de unterstützt Userinnen und User dabei, Auskunft von großen Datenunternehmen zu bekommen.
Smartphones und Desktop-Apps sammeln eine Menge Daten der Userinnen und User. Welche und wie viele das sind, ist oft nicht oder nur schwer zu überprüfen. Rechtliche Schritte sind komplex und mit viel Aufwand verbunden.
Der Datenschutzverein Datenanfragen.de will dabei helfen, das zu ändern: Ohne juristische Kenntnisse können Userinnen und User bei den großen Unternehmen Auskunft verlangen, welche Daten sie gespeichert haben. Gegebenenfalls lassen diese Daten sich dann auch löschen.
"Ich selbst hätte das alles nie so super schnell und juristisch genau formulieren können. Und ich wäre wohl auch zu faul gewesen, so was zu machen."
Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte hat die Website ausprobiert und nennt das Vorgehen "unkompliziert und fix":
- Im ersten Schritt werden Unternehmen wie Netflix, Apple, Google, Amazon, AliExpress oder auch Auskunfteien wie Creditreform oder Adresshändlern wie der Deutschen Post Adress GmbH um Auskunft gebeten.
- Dann werden Name und Adresse des/der Absender*in eingegeben.
- Anschließend generiert das Tool eine juristisch formulierte E-Mail an die Unternehmen, die sich mit einem Klick abschicken lässt.
Nutzer*innen des Angebots von Datenanfragen.de können entscheiden, ob sie...
- nur erfahren wollen, welche Daten gespeichert sind (die Datenschutzgrundverordnung räumt das sogenannte Auskunftsrecht darüber ein)
- die entsprechenden Unternehmen direkt anweisen, die personenbezogenen Daten zu löschen
- die Unternehmen auffordern, in Zukunft jegliche Direktwerbung zu unterlassen.
Ein Monat, um zu antworten
Die Unternehmen haben einen Monat Zeit, um auf die Anfragen zu reagieren. Tun sie das nicht, kann der Fall einer Datenschutzbehörden gemeldet werden.
Hinter dem Verein Datenanfragen.de stecken Lorenz Sieben, Malte Wessels und Benjamin Altpeter, die sich schon lange mit dem Thema beschäftigen. Benjamin Altpeter hat an der TU Braunschweig seine Masterarbeit über die Datensammellust von Apps geschrieben. Dafür hat er über 4000 populäre Apps für Android und iOS untersucht.
Nicht mehr ungestraft davonkommen
Ergebnis: Viele Apps erschleichen sich unsere Zustimmung zum Datensammeln mit Tricks – zum Beispiel, indem der Button "Bedingungen ablehnen" grau oder klein dargestellt wird. Außerdem hat Benjamin Altpeter festgestellt, dass die meisten der untersuchten Apps unabhängig der Zustimmung durch die User*innen Trackingdaten an die Betreiber übertragen.
Die Idee: Je mehr User*innen Onlinetools wie Datenanfragen.de nutzen, desto schwieriger wird es für Unternehmen, Daten zu sammeln, obwohl sie das eigentlich gar nicht dürften.