Snapchat hat neue Allgemeine Geschäftsbedingungen veröffentlicht. Und die sorgen für heftige Proteste im Netz, denn darin steht unter anderem, dass der Messenger die Bilder seiner User veröffentlichen darf.
Über die neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Messenger-Dienstes Snapchat solltet ihr tatsächlich mal länger als zwei Sekunden nachdenken, sagt unser Netzautor Andreas Noll. Denn in den neuen Geschäftsbedingungen und der Datenschutzerklärung steht nun, dass das Unternehmen berechtigt ist, "Bilder und weitere Inhalte zu hosten, zu speichern, zu nutzen, auszustellen, zu reproduzieren, zu verändern, anzupassen, zu bearbeiten, zu veröffentlichen, auszustrahlen, zu veräußern, zu verteilen oder zu bewerben und mit jeder Art heutiger oder zukünftiger Verbreitungsmethoden öffentlich zu zeigen."
Radikaler Kurswechsel
Darf Snapchat also mit unseren Fotos bald alles machen, was man sich nur vorstellen kann? "Es geht sogar noch weiter", sagt Netzautor Andreas Noll: Der Dienst speichert nun nämlich auch den Namen, das Anzeigebild, die Stimme, die Nutzungsdaten, Geräte- und Ortungsinformationen, das Telefonbuch des Anwenders, Cookies sowie besuchte Webseiten, den Browser-Typ und die IP-Adresse. "Und diese Informationen macht das US-Unternehmen dann zu Geld", berichtet Andreas Noll weiter, "indem sie an Werbeunternehmen weiterverkauft werden." Angeblich allerdings anonymisiert.
Für das soziale Netzwerk kommt diese Politik einer 180-Grad-Wende gleich, erklärt unser Netzautor - zumal es immer zum Kern der Snapchat-Philosophie gehörte, dass Nachrichten und Bilder nach wenigen Sekunden gelöscht wurden. Der IT-Anwalt Christian Solmecke glaubt allerdings, dass die neuen AGB in großen Teilen keinen Bestand vor deutschen Gerichten haben werden. Die Rechte seien derart umfassend, dass dem Nutzer unklar sei, wofür Snapchat die Inhalte überhaupt speichert und nutzt.
"Offenbar will das Unternehmen nun, nachdem man die Zahl von 100 Millionen aktiven User weltweit erreicht hat, seinen Kurs korrigieren."
Die Erklärung für den radikalen Kurswechsel liegt auf der Hand, meint unser Netzautor: Snapchat will Geld verdienen. Wie alle anderen sozialen Netzwerke auch. Der Social-Media-Berater Philipp Steuer findet daher auch: Alles halb so wild. Auf seinem Blog schreibt er: "Doch bevor du jetzt wütend und empört die App löschst und deine Wut auf Twitter, Facebook oder Instagram postest, bedenke dabei: Bei diesen Plattformen hast du deine Rechte vermutlich schon vor Jahren abgegeben. So funktionieren nun mal soziale Netzwerke. Du gibst bestimmte Informationen und Rechte ab, dafür kannst du alles im Gegenzug nutzen.“
Außerdem, schreibt Philipp Steuer, gehe es hier lediglich um die öffentlichen Bilder und Videos, die Snapchat nutzen wolle. Die private Kommunikation bleibe für das Unternehmen tabu. Den Usern rät er: Lieber selbst darauf achten, was ihr wo hochladet und an wen ihr welche Fotos und Videos verschickt. Denn: Egal ob Snapchat, Facebook oder Instagram - alles wird irgendwo mit Sicherheit gespeichert.