Foto, Profiltext und bestenfalls ein Chat mit der Person – das muss reichen: Beim Online-Dating muss man große Entscheidungen auf Grund relativ weniger Informationen treffen. Jetzt soll Künstliche Intelligenz helfen, die perfekte Partnerin oder den perfekten Partner zu finden.

Bei Apps wie etwa Tinder analysiert KI das Verhalten der Nutzer*innen. Damit lernt die Software, welche Personen man attraktiv findet – und zeigt dann in Zukunft genau diese Leute an, erklärt Piotr Heller aus der Deutschlandfunk-Nova Wissenschaftsredaktion.

Der "KI-Placeboeffekt"

Wie genau die KI-Systeme funktionieren, ist geheim. Doch allein die Tatsache, dass die Nutzenden wissen, dass eine KI ihnen die Partner*innen vorschlägt, kann schon helfen. Liesel Sharabi, die an der Arizona State University erforscht, wie Technologie unsere Beziehungen beeinflusst, bezeichnet diesen Effekt als "KI-Placebo": Schon der Glaube an die KI kann dafür sorgen, dass wir uns eher auf die oder den anderen einlassen.

"Wenn eine KI einen Partner empfiehlt, dann denken manche "Okay, das ist die richtige Person für mich" und passen auch ihr Verhalten an: Sie sind offener, vielleicht vertrauen sie der Person eher."
Liesel Sharabi, Arizona State University

Wenn die KI chattet und vorsortiert

Um auf Datingportalen witzig und geistreich rüberzukommen, nutzen bereits jetzt viele Menschen KI-Chatbots wie Chat-GPT oder Bard. Zukünftig könnte die KI auch den gesamten Chat mit potenziellen Partner*innen übernehmen – und danach eine Vorauswahl treffen. Erste Systeme gibt es schon.

"Wir müssen uns fragen: Wie sind diese KIs trainiert? Woher sollen sie wissen, was mir gefällt? Können wir ihr vertrauen – so sehr, dass wir uns dann irgendwann mit einem Menschen treffen, den sie aussucht?"
Liesel Sharabi, Arizona State University

Wieviel Verantwortung wir den Dating-KIs geben möchten – und ob wir ihnen tatsächlich derart vertrauen können und wollen, dass wir sie für uns ein Real-Life-Date mit einer echten Person organisieren lassen... das alles sei noch offen, sagt Liesel Sharabi. Davon hänge ab, ob so etwas wirklich funktionieren kann.

Alles, was wir derzeit haben, sind Versprechen der KI-Firmen, sagt Piotr Heller aus unserer Wissenschaftsredaktion. Er findet, wir sollten sie mit Vorsicht genießen – vor allem bei so etwas Intimem wie Dating.

Shownotes
Online-Dating
Wenn die KI beim Flirten hilft
vom 31. Januar 2024
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Piotr Heller, Deutschlandfunk-Nova-Wissenschaftsredaktion