Denise Schindler hatte einen schwierigen Start ins Leben. Ihr Sport hat ihr geholfen, ein großes Unglück in Glück zu verwandeln.

"Nach den Paralympics war mein Körper komplett kaputt", sagt Denise Schindler. Sie hat in Tokio dieses Jahr Bronze in der Einerverfolgung geholt – und sich danach gefühlt "wie eine ausgequetschte Zitrone".

Weil Denise dringend die Pause brauchte, konnte sie es gut annehmen, dass ihr Leben nach den Paralympics viel ruhiger war als vorher, sagt sie. Das ist aber keine Selbstverständlichkeit: Viele Leistungssportlerinnen und -sportler würden darunter leiden, wenn der Wettkampf und die intensive Vorbereitung darauf vorbei sind, die das komplette Leben bestimmt.

"Bis zu meinem 13. Lebensjahr bin ich jedes Jahr operiert worden, meistens in den Osterferien."
Denise Schindler, Leistungs-Radsportlerin

Dass Denise, deren rechter Unterschenkel amputiert ist und die auch mit dem linken Bein Probleme hat, mehrfach die Rennrad-Weltmeisterschaft gewinnt und Medaillen bei den Paralympics holt, war lange nicht abzusehen. "In der Schule war ich immer die Letzte", sagt sie, "und für mich war überhaupt nicht daran zu denken, dass ich irgendwann mal an Wettkämpfen teilnehme".

"Es passiert schnell, dass man in ein Loch fällt, wenn die Ziele fehlen."
Denise Schindler, Leistungs-Radsportlerin

Doch die mentale Grundausstattung, Leistungssport zu betreiben, der oft eher Qual als Freude ist, hat sie als Kind und Jugendliche mitbekommen. Ihre Eltern waren streng und haben ihr viel abverlangt, sagt sie. Sie hatte nie die "Opferrolle", es ging immer um das Lösen von Problemen und nicht ums Finden. Als sie im Rollstuhl aus dem Krankenhaus kam, sagten ihre Eltern zu ihr: Bitte den Tisch decken und nachher hier mal durchsaugen.

Im Gespräch mit Deutschlandfunk-Nova-Moderator Sebastian Sonntag erzählt Denise von ihrer speziellen Strategie, in Tokio die magische Grenze von unter vier Minuten zu knacken, wie sie als Frau mit Behinderung zusammen mit Männern ohne Behinderung die Alpen überquert hat und wie aus Pech Glück entstehen kann.

Shownotes
Leistungssportlerin Denise Schindler
"Was man aus einem Schicksalsschlag macht, hat man selbst in der Hand"
vom 10. Oktober 2021
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Denise Schindler, Leistungs-Radsportlerin