In manchen Ländern ist das Interesse, Deutsch zu lernen, deutlich gestiegen, zum Beispiel in den Niederlanden und in Frankreich. Die Gründe dabei sind vielfältig. Manchmal liegt es sogar nur am Arbeitgeber.

Alle fünf Jahre veröffentlichen das Auswärtigen Amt, das Goethe-Institut, die Deutschen Welle, der DAAD und die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen die Studie "Deutsch als Fremdsprache weltweit". Sie bietet eine Übersicht darüber, in welchen Ländern das Interesse daran, Deutsch zu lernen, gestiegen oder gesunken ist.

Die Erhebung hat gezeigt, dass weiterhin der größte Anteil von Menschen, die Deutsch lernen, in Europa lebt. Das hängt auch damit zusammen, erklärt Christoph Veldues vom Goethe-Institut in München, dass Deutsch als Fremdsprache in Europa an Schulen unterrichtet wird. Von 15,4 Millionen Menschen, die weltweit Deutsch lernen, befinden sich 11,2 Millionen in Europa.

In manchen Ländern steigt das Interesse an Deutsch, in anderen nicht

  • Vor allem in Ländern wie Dänemark, den Niederlanden, Tschechien und Frankreich ist der Anteil der Menschen, die Deutsch lernt, gestiegen - um rund 18 Prozent im Vergleich zu 2015. Das hänge laut Goethe-Institut damit zusammen, dass Deutschland eine wichtige politische und wirtschaftliche Bedeutung für seine Nachbarländer innerhalb Europas innehat.
  • Auch bei vielen russischen Studierenden ist der Wunsch groß, Deutsch zu lernen. Sie könnten sich vorstellen, in Deutschland zu studieren, sagt Christoph Veldhues.
  • In Polen, Ungarn und Großbritannien hat das Interesse daran, Deutsch zu lernen, stark nachgelassen. Bei Großbritannien vermutet Christoph Veldhues, dass die Brexit-Verhandlungen Auslöser sein könnten.
  • Die Zahlen in manchen afrikanischen Ländern sind stark gestiegen, zum Teil um 50 Prozent. Christoph Veldhues hält es für bemerkenswert, wie stark die Startzahlen bei den Deutschanfängern etwa in Nordafrika gestiegen sind.
  • Laut Goethe-Institut lernen US-Amerikaner in der Regel Spanisch, davon abgesehen aber keine andere Sprache. In den Goethe-Instituten in den USA sitzen vor allem viele deutschstämmige Amerikaner in den Kursen, um die Sprache ihrer Ahnen zu lernen. In den USA ist die Zahl der Deutschlernenden in den vergangenen fünf Jahren um 15 Prozent gesunken.
  • Auch in Asien wird mehr Deutsch nachgefragt, vor allem in China.
"Das Goethe-Institut in Yaoundé in Kamerun hat das mit Abstand größte deutsche Programm der Goethe-Institute in Afrika. Das hängt einfach mit der, so unselig sie auch war, kolonialen Vergangenheit zusammen."
Christoph Veldhues, Goethe-Institut München

Warum Menschen Deutsch lernen

Der wichtigste Grund für viele, die Deutsch lernen, liegt laut Christoph Veldhues darin, dass es sie im Beruf oder im Studium weiterbringe. Manchmal ist es auch schlicht der Arbeitgeber, der Menschen Deutsch lernen lässt: In Mexiko lernen besonders viele Menschen Deutsch, weil dort ein großer deutscher Autohersteller angesiedelt ist.

In einigen Ländern hängt das Interesse an der deutschen Sprache mit der Geschichte des Landes zusammen. Ein Beispiel dafür ist das Goethe-Institut in Yaoundé in Kamerun das mit Abstand größte deutsche Programm der Goethe-Institute in Afrika hat. Das hängt in diesem Fall mit der kolonialen Vergangenheit zusammen, sagt Christoph Veldhues.

Neue etablierte Mittelschicht investiert in Bildung

Christoph Veldhues hat den Eindruck, dass sich in vielen Ländern Afrikas, zum Beispiel in Kenia, eine Mittelschicht bildet, die über eigene Ressourcen verfügt und die Möglichkeit hat, Geld in die Ausbildung der eigenen Kinder zu stecken. Weil Deutschland dort einen relativen guten Ruf genießt, wie Christoph Veldhues sagt, investieren die Eltern in Bildung, indem sie ihren Kindern Deutschkurse finanzieren.

Deutschland könne Freunde gebrauchen, sagt Christoph Veldhues. Und der einfachste Weg, den Zugang zur deutschen Kultur zu finden, führe über die Sprache.

Es bringe Vorteile, wenn viele Menschen Deutsch sprechen, sagt Christoph Veldhues. Beispielsweise auch, wenn die politische Elite eines Landes mit der deutschen Sprache aufwachse. Die Aufgabe des Goethe-Instituts ist es, die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland zu fördern.

Shownotes
Deutsch als Fremdsprache
Viele lernen Deutsch, weil es sie im Job oder Studium weiterbringt
vom 16. Juni 2020
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Christoph Veldhues, Goethe-Institut München