Schweigen als Kooperation: Über eine Xi-Jinping-Biografie sollte an Konfuzius-Instituten in Deutschland besser nicht öffentlich gesprochen werden – auch nicht online.
Zwei Onlinelesungen sollten es am 27.10.2021 werden. Veranstaltet von den Konfuzius-Instituten der Universität Duisburg-Essen und der Universität Hannover. Dort sollte aus einer im Juli 2021 erschienenen Biografie über den chinesischen Staatschefs Xi Jinping gelesen werden. Doch die Volksrepublik China intervenierte offenbar. Die Veranstaltungen sind zunächst abgesagt worden.
"Kritiker der Konfuzius-Institute sehen eine Einflussnahme des chinesischen Staates und der Kommunistischen Partei Chinas auf die Einrichtungen."
Verfasst haben das Buch "Xi Jinping - der mächtigste Mann der Welt" der Journalist und Autor Stefan Aust und der Journalist Adrian Geiges. Die Absagen sind für die Autoren Ausdruck des chinesischen Kults um Xi Jinping. Der Staatschef gelte als unantastbar. Über ihn dürfe nicht wie über einen normalen Menschen gesprochen werden.
Unverständnis und Kritik
Markus Taube von der Universität Duisburg-Essen hat die Absage etwas detaillierter öffentlich beschrieben. Er erklärte: "Unsere Kooperations-Uni in Wuhan hat freundlich dargelegt, dass sie es nicht gut fänden, wenn wir die Veranstaltung durchführen. Das ist das erste Mal, dass wir das am Konfuzius-Institut erleben." Markus Taube ist einer von drei Direktoren des Konfuzius-Instituts Duisburg-Essen.
Die Autoren der Biografie reagieren also mit Unverständnis, die Universitäten sind empört. Auch aus den Ministerien in Niedersachsen und in NRW käme nun Kritik, berichtet unser Reporter. Gleiches gelte für die Fraktionen in den Landtagen.
Weltweite Konfuzius-Institute seit 2004
Insegsamt sehen Kritiker die offizielle chinesisch-deutsche Forschungszusammenarbeit in Deutschland als problematisch an. Der Ruf der Konfuzius-Institute ist schon seit längerer Zeit zweifelhaft, einige betrachten sie als verlängerten Arm des chinesischen Staates. Die USA haben die Konfuzius-Institute 2020 als offizielle Vertretungen Pekings eingestuft.
Die Konfuzius-Institute sind formal als Partnerschaften zwischen je einer chinesischen und einer Universität im Ausland angelegt. Der chinesische Staat startete das weltweite Programm im Jahr 2004.
"Weltweit gibt es rund 550 Institute, knapp 20 sind in Deutschland ansässig. Jedes Konfuzius-Institut in Deutschland wird in einer Kooperation zwischen einer deutschen und einer chinesischen Hochschule betrieben."
Die Universitäten Hamburg und Ingolstadt haben inzwischen ihre Zusammenarbeit mit den jeweiligen Partnerunis in China unter dem Dach eines Konfuzius-Instituts beendet. Ihrem Statement zufolge prüft auch die Universität Hannover diesen Schritt.
Die Universität Duisburg Essen hat sich nun entschieden, die gecancelte Lesung am 27.10.2021 als Webinar von ihrem Ostasieninstitut ausrichten zu lassen. Das Leibniz-Konfuzius-Institut Hannover wird sich an der Veranstaltung nicht beteiligen. Die Universität gibt an, mit dem Verlag nach einem neuen Termin zu suchen.
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