Im Netz gibt es eine Aktion gegen Unternehmen, die auf rechten Internetseiten wie Breitbart werben: #KeinGeldfürRechts heißt die Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die finanziellen Grundlagen von rechten Hetzseiten auszutrocknen. Ins Leben gerufen wurde sie von Gerald Hensel, der bei der Werbeagentur Scholz und Friends arbeitet.
Gerald Hensel hat auf seinem Blog einen Aufruf an seine Kollegen in den Medien, der Werbebranche und bei Markenartiklern veröffentlicht. Er schlägt vor, "gemeinsam die Finanzierung von rechtsextremen Websites und Meinungsportalen wie Breitbart und vielen anderen" zu stoppen. Und zwar, indem Werber und die Anzeigenverantwortlichen in den großen Unternehmen auf diesen Seiten keine Werbung mehr schalten. Breitbart hat über 37 Millionen Besucher und 240 Millionen Klicks pro Monat und lebt derzeit recht einträglich von seinem Online-Werbegeschäft, wie das Blog Gründerszene schreibt.
Auf Breitbart werben auch deutsche Unternehmen. Wer mit einer deutschen IP-Adresse dort hinsurfst, sieht unter Umständen auch deutsche Werbung. Unter anderem werben oder warben dort die Telekom, die Restaurantkette Vapiano oder der Elektronikmarkt Conrad, wie Spiegel Online berichtet. Gerald Hensels Idee ist nun, diesen Medien durch eine Art Boykott die finanzielle Grundlage zu entziehen. Dabei geht es ihm nach eigener Aussage nicht darum, Marken mit einem Shitstorm zu drohen. Er will ihnen vielmehr bewusst zu machen, wo sie werben - und wen sie finanziell unterstützen. Hensel sagt "Unternehmen können in diesen Zeiten nicht unpolitisch bleiben". Sein persönliches Ziel: "die Neurechte so unsexy zu machen wie Rauchen".
Bei Twitter gab es viel Zuspruch und auch einige Werber haben sich der Aktion sofort angeschlossen. Bernd Heusinger, der Gründer der Agentur zum Goldenen Hirschen, schreibt: "Liebe Kollegen! Bitte gebt Breitbart & Co. kein Mediageld, sondern nutzt die Blacklist von @ghensel. Dankeschön". Gerald Hensel hatte auf seinem Blog eine schwarze Liste von Medien veröffentlicht, die seiner Ansicht nach boykottiert werden sollten. Darunter sind außer Breitbart auch die bekannten rechten Blogs Politically Incorrect, Compact, die Webseiten der Jungen Freiheit, das rechte Hetzblog rapefugees.net oder die Deutschen Wirtschafts Nachrichten, die Matern Boeselager auf Vice mal als "Blog für Verschwörungstheoretiker"(1) bezeichnet hatte.
Viele Unternehmen wussten gar nicht, dass ihre Werbung auf solchen Webseiten erscheint. Denn Werbung buchen die Firmen nicht selbst, sondern sie beauftragen Agenturen und Vermarkter, die die Anzeigen dann im Netz schalten. Aber auch die wissen zum Teil nicht, wo genau die Anzeige erscheint, da sie nur bestimmte Kriterien buchen - zum Beispiel Webseiten, die vor allem von mittelalten Männern zwischen 35 und 55 besucht werden. Viele Firmen, die durch die Aktion auf das Werbeumfeld aufmerksam gemacht wurden, setzen rechte Webseiten jetzt auf Blacklists, also schwarze Listen. Das hat zum Beispiel BMW nach Hinweisen aus dem Netz getan. Auch der Gerätehersteller Braun verzichtet auf Breitbart-Werbung. Die Restaurantkette Vapiano hat sich laut Spiegel Online von ihrer Bannerwerbung bei Breitbart distanziert. Andere Unternehmen wie O2 und Rewe haben Twitternutzern versprochen, sich die Sache anzuschauen und betriebsintern zu klären.
Aber unsere Netzautorin Martina Schulte kann sich auch vorstellen, dass viele Firmen zögern, weil sie Angst haben, rechtsgerichtete Konsumenten zu verlieren. Vergangene Woche hatte ja Kellogg‘s in den USA bekannt gegeben, keine Werbung mehr auf Breitbart zu schalten. Die Folge: Die Breitbart-Macher forderten daraufhin ihre Leser auf, keine Kellogg's-Produkte mehr zu kaufen.
(1) Anmerkung der Redaktion
Bei diesem Zitat ist uns in der ursprünglichen Fassung ein Fehler unterlaufen. Wir haben die fehlerhafte Aussage daher im Onlinetext korrigiert und im Audio aus rechtlichen Gründen herausgenommen.