Wenn Menschen aus ihrer Heimat flüchten, werden oft Familien auseinandergerissen. Spätestens im Zielland beginnt dann die Suche nach den verlorenen Familienangehörigen. Das Deutsche Rote Kreuz hilft dabei.
Damit Flüchtlinge ihren Vater, ihre Mutter oder aber auch das eigene Kind wiederfinden, bietet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) spezielle Suchdienste an. Die Suchenden können dem DRK zum Beispiel einen persönlichen Suchauftrag erteilen. Außerdem gibt es das Portal "Trace the Face“, auf dem jeder eine Suche veröffentlichen und dazu schreiben kann, wer wen sucht.
Generell gilt: Je präziser der Suchende die Fluchtroute des gesuchten Familienmitgliedes kennt, umso besser. Viele Syrer sind zum Beispiel über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gekommen. Die Anfrage geht dann vom DRK aus an Partnerorganisationen in die anderen Länder auf der Fluchtroute.
Weil das DRK Partnerschaften mit rund 190 nationalen Gesellschaften von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond verbindet, können bei allen diese Organisationen Informationen abgefragt werden. Doch trotz dieser sehr guten Vernetzung liegt die Chance auf Erfolg bei nur etwa fünf Prozent. Hinzu kommt: Eine Suche dauert meist mehrere Jahre.
Suche seit dem Zweiten Weltkrieg
Seit dem Zweiten Weltkrieg kümmert sich das DRK um Suchanfragen. Die Organisation hat seitdem hunderttausende Anfragen bearbeitet, weil Menschen nach verschollenen Angehörigen oder vermissten Soldaten gesucht haben. Die Suche dauert bis heute an: Noch im vergangenen Jahr hatte das DRK über 9.000 Anfragen zu Personen, die seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst werden.
Hinzu kommen die neuen Anfragen. Internet und Smartphones haben die gesamte Situation sehr verändert. Natürlich ist es heute viel einfacher, dass Menschen Kontakt zu ihren Familienangehörigen halten - und sich die Suche also selbst organisieren.
Nur die schweren Fälle landen beim DRK
Im ersten Quartal dieses Jahres gingen etwas über 600 Suchanfragen ein. Gemessen an der gesamten Zahl der nach Deutschland geflüchteten Menschen sind das verhältnismäßig wenig Anfragen. Die, die sich noch ans DRK wenden, haben meist schon alles unternommen, was ihnen möglich war.
Genutzt werden die Dienste des DRK also vornehmlich bei schwierigen Fällen. Menschen, die zum Beispiel auf der Flucht das Handy verloren und viele Nummer einfach nicht im Kopf haben. Oder es sind Flüchtlinge, die in ihrer Heimat kein Internet hatten oder aus Ländern kommen, in denen die Analphabetenquote hoch ist. Dazu kommen außerdem die verschiedenen Schreibweisen von Namen oder Verwechslungen bei Geburtsdaten.
Wenn das DRK eine Person aufspürt, nehmen zuerst die Mitarbeiter Kontakt zu ihr auf. Und nur, wenn beide Seiten einverstanden sind - wird der Kontakt zwischen ihnen dann auch hergestellt.
"Es ist grundsätzlich so, dass der Suchdienst zunächst fragt, ob Kontakt gewünscht wird.“
Stimmt die Person zu, wird der Kontakt zu dem Suchenden hergestellt. Das ist extrem wichtig für die Sicherheit des gesuchten Menschen. Denn es kann ja auch immer sein, dass ein Regime versucht, Angehörige von Oppositionellen im Ausland zu finden, um Gegner unter Druck zu setzen.
- Suchanfrage stellen (Infos) | Deutsches Rotes Kreuz