Humor ist, wenn man trotzdem lacht. "Die Insulaner", angeführt von Günter Neumann, machen sich von 1948 an über die Isolation Berlins lustig. 1961 ist es mit dem Spaß dann vorbei.
25. Dezember 1948: Aus vielen Radios in Berlin erklingt eine neue Melodie. Sie kündigt eine neue Sendung an: "Die Insulaner". Günter Neumann, ein Berliner Kabarettist, hat seine Verbindungen zum Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) spielen lassen, um seine satirische Zeitschrift "Insulaner" zu promoten. Das Blatt verkaufte sich nur schleppend und Günter Neumann erhoffte sich, über eine Sendung im Programm des RIAS Werbung machen zu können. Die Sendung kommt so gut an, dass sie fortan regelmäßig im RIAS-Programm auftaucht.
Die Insel West-Berlin
Themen gibt es in diesen Nachkriegsjahren genug, denn Berlin ist unter den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkriegs aufgeteilt. Im Westen der Stadt herrschen Amerikaner, Franzosen und Engländer, im Osten die Sowjetunion. Der Westteil Berlins grenzt im Osten an die sowjetische Besatzungszone – die spätere DDR – und ist ansonsten eingeschlossen von Brandenburg.
Die West-Berliner fühlen sich auf einer Art Insel, zumal 1948 dort und in West-Deutschland die neue Währung D-Mark eingeführt wird. Dem Ganzen geht die Gründung einer Wirtschaftsunion der drei westlichen Zonen, der sogenannten Trizone, voraus. Sie weckt Begehrlichkeiten im Ostteil der Stadt, was den sowjetischen Machthaber Stalin veranlasst, den Westen der Stadt nach allen Seiten – auf Straßen, Schienen und Wasserwegen – abzuriegeln.
Mauerbau als Schlusspunkt
Zwischen dem 24. Juni 1948 und dem 12. Mai 1949 wird Berlin aus der Luft versorgt. Über diese Luftbrücke werden in knapp 280.000 Flügen mehr als zwei Millionen Tonnen Fracht, 1,5 Millionen Tonnen Kohle und knapp 500.000 Tonnen Lebensmittel auf die Insel West-Berlin gebracht.
Die Bevölkerung überlebt – und die Kabarettisten der Insulaner haben genügend Stoff für ihr Programm, das sich in den folgenden Jahren großer Beliebtheit erfreut. Als im August 1961 die Mauer zwischen West- und Ostberlin errichtet wird, verstummen die Insulaner: Es sei nun keine Zeit mehr für politisches Kabarett.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Die Autorin Regina Stürickow hat sich intensiv mit der Geschichte der Insulaner beschäftigt und erklärt Wirken und Resonanz der Gruppe.
- Der politische Kabarettist und Podcaster Tilman Lucke erläutert den Beginn des politischen Kabaretts in Deutschland.
- Der Verleger Jürgen Klammer blickt auf das Kabarett der DDR zurück, das zur gleichen Zeit im anderen Teil Berlins große Wirkung beim Publikum erzielt.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die ersten Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als in West und Ost politisches Kabarett entstand.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Christine Werner lässt den Anfang der "Insulaner" Revue passieren.