Bereits mit zwölf Jahren gucken sich Jugendliche im Netz Pornos an. Verändert sie das, weil der Sex veralltäglicht wird? Manifestieren sich vielleicht Rollenbilder, dass die Frau immer will und der Mann immer kann? Ein Digitaler Salon über Pornografie im Netz.

Jede und jeder kann heute exhibitionistische Neigungen für ein großes Publikum ausleben, die unterschiedlichsten Praktiken begutachten, mit Virtual-Reality-Brillen vielleicht auch alles Mögliche ausprobieren oder das Geschlecht tauschen. Das Netz und die neuen Medien bieten ein riesiges Angebot pornographischer Inhalte, wobei Zugangsbeschränkungen oft vernachlässigt werden. Verändert es junge Menschen, wenn Porno, wie die Sozialwissenschaftler sagen, veralltäglicht ist und einfach zum Erwachsen werden dazu gehört?

"Wir wissen, dass das Einstiegsalter bei zwölf Jahren liegt. In Deutschland nutzen die meisten männlichen Heranwachsenden Pornos."
Daniel Hajok, Arbeitsgemeinschaft Kindheit, Jugend und Neue Medien

Werden alte Rollenbilder - der Mann kann immer, die Frau will immer - übernommen? Und welche Chancen bietet das Netz für alternative Erzählformen und Rollenbilder, jenseits von "Dingdong, guten Tach, junge Frau, ich soll hier ein Rohr verlegen!"?

Perspektiven auf Porno

Der Digitale Salon hat am 28. Oktober 2015 Menschen zusammen getrommelt, die zu diesen Fragen aus den unterschiedlichsten Perspektiven mit Fug und Recht reden können: Paulita Pappel kennt die alternative-feministische Pornoproduktion als Darstellerin und als Regisseurin. Sie arbeitet auch bei der Organisation des Berliner Pornfilmfestivals mit.

"Heute gibt es mehr Menschen, die sich trauen Pornos zu machen. Es gibt eine riesige Vielfalt. Die Leute sind sich bewusster, was sie wollen. Das kann von soft bis Fetisch bis alles Mögliche sein."
Paulita Pappel, Darstellerin und Regisseurin

Daniel Hajok begutachtet Porno-Produktionen - vielleicht auch schon mal eine von Paulita, aber letztlich alles, was das Netz anbietet. Und da dürfte der feministische Porno eher im Promillebereich vorkommen. Hajok ist Kommunikations- und Medienwissenschaftler und arbeitet als solcher für die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter und die Arbeitsgemeinschaft Kindheit, Jugend und Neue Medien.

Jan Keno Janssen ist ebenfalls Medienwissenschaftler und arbeitet als Redakteur bei der c’t und bei Heise Online. Er beschäftigt sich da unter anderem mit Porno in der virtuellen Realität. Jan war der gefragteste Mann des Abends: Er hatte eine VR-Brille dabei, mit der die Zuschauer mal ausprobieren konnten, wie neue Medien pornographische Inhalte aus der Ich-Perspektive anbieten.

"Da Virtual Reality ja noch so eine total junge Technik ist, wird damit noch gar kein Geld verdient - außer im Pornobereich."
Jan Keno Janssen, c't/Heise Online

Der Digitale Salon ist eine Co-Produktion von Alexander von Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft und DRadio Wissen. Für diese Ausgabe haben wir ins Moviemento geladen, in ein altes Programmkino in Berlin-Kreuzberg, in dem erst ein paar Tage vorher das Pornfilmfestival stattgefunden hat. Katrin Ohlendorf war auf dem Festival und hat die Zuschauer nach ihren Porno-Konsumgewohnheiten im Netz befragt. Und ihre Gesprächspartner waren ebenso unbefangen wie unser Publikum im Digitalen Salon.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Digitaler Salon
Porno ist Alltag
vom 15. November 2015
Moderation: 
Katja Weber
Diskussionsteilnehmer: 
Paulita Pappel, Darstellerin und Regisseurin; Dr. Daniel Hajok, Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter FSM und Arbeitsgemeinschaft Kindheit, Jugend und Neue Medien; Jan Keno Janssen, c't und Heise Online