Endlich hat das Impfen begonnen - doch es geht nur langsam vorwärts. Das liegt auch an den Engpässen: Biontech und Pfizer kommen mit der Produktion des wertvollen Serums nicht hinterher. Einige Politiker fordern deswegen, die Patente für die Impfstoffe aufzuheben - so können sie überall selbst hergestellt werden. Doch so einfach ist es nicht.
Viele hätten gerne mehr, andere überhaupt etwas: Die weltweite Verteilung der Impfstoffe sorgt für heftige Diskussionen. Denn die reicheren Länder sind im Vorteil - und viele Nationen in Asien, Afrika oder Lateinamerika warten noch vergeblich. Sie befürchten, dass sie teilweise Jahre auf Impfungen werden warten müssen.
Patente freigeben für mehr Impfstoff
Diese Sorge ist berechtigt, sagt Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth. Denn genau das ist schon passiert: Südafrika musste beispielsweise knapp zehn Jahre warten, bis Aids-Medikamente dort verfügbar waren.
Eine Lösung wäre deshalb, die Patente der Impfstoffe freizugeben, damit ärmere Länder den Impfstoff selbst herstellen können. Aber auch damit beispielsweise in Deutschland andere Firmen ebenfalls Impfstoff produzieren können.
"Vor allem Südafrika und Indien fordern vor der WHO, die Patente freizugeben - damit sie in Eigenregie genügend Impfstoff herstellen können."
Besonders Indien und Südafrika fordern eine Freigabe der Patente - und haben damit die Mehrheit der Nationen hinter sich. Doch entschieden wird nach dem Konsens-Prinzip, erklärt der Wissenschaftsjournalist.
EU und USA strikt gegen Freigabe
Das wird schwierig werden, denn die EU und die USA sind strikt gegen diesen Vorschlag. Ihre Ansicht: Die Firmen haben viel Geld im Vertrauen auf die Patente investiert, erklärt Volkart Wildermuth. Wenn das nun untergraben werde, dann werde es in Zukunft an Innovationen fehlen.
"Einfach die Patente freizugeben, wird nicht reichen. Es braucht Kooperationen."
Der Experte meint: Es wird nicht reichen die Patente freizugeben. Die Patente beziehen sich zum auf die Substanz selbst, aber auch beispielsweise auf Einzelschritte der Herstellung. Es müsste also einen Pool an Patenten geben.
Das hat die WHO auch schon vorgeschlagen - bisher macht allerdings keiner der Hersteller mit. Moderna hat allerdings erklärt, sie würden ihre Patentrechte nicht durchsetzen.
Patentwissen allein reicht nicht
Mit dem Patentwissen können erfahrene Impfstoff-Hersteller zwar etwas anfangen, doch die gibt es auch nicht überall, sagt Volkart Wildermuth. In Afrika stellt etwa nur Südafrika selbst Impfstoffe her.
Biontech hat beispielsweise die Behring-Werke in Marburg übernommen - doch es wird dauern, bis die Produktion starten kann. Denn neben Technik muss auch Know-How vermittelt und Mitarbeiter geschult werden. Hier seien Kooperationen gefragt.
"Besser als mit den Patentinhabern zu streiten, wäre es, auf Lizenzen zu drängen - so etwa wie beim Impfstoff von Astra Zeneca. Der wird bereits in Indien produziert."
Ein Streit mit den Patentinhaber zu entfachen- das kostet nur Zeit, meint der Wissenschaftsjournalist. Besser wäre auf Lizenzen zu drängen.
Denn seiner Ansicht nach, sei es auch richtig, den Herstellern ihre Patente zu sichern. Schließlich hätten die Forscherinnen und Forscher ein großes Risiko auf sich genommen. Investiert hätte die öffentliche Hand schließlich erst, nachdem die Produkte sehr weit fortgeschritten waren.
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