Die Zinswende ist bei den Girokonten angekommen: Wer sein Konto überzieht, muss jetzt mit höheren Dispozinsen rechnen. Die meisten Banken heben ihre Zinsen an.
Der Dispokredit an sich ist eine gute Sache: Viele von uns wollen flexibel sein, wenn einmal unverhofft eine höhere Rechnung ansteht. Da hilft der "Dispo" auf dem Girokonto: Wir müssen nicht direkt einen regulären Kredit mit unserer Bank vereinbaren, sondern dürfen bis zu einer gewissen Summe ins Minus rutschen.
"Der Dispokredit wird im Laufe der Zeit angepasst - nach Kreditwürdigkeit, nach Einkommen und so weiter."
Die Bank toleriert also, dass wir Geld ausgeben, das wir im Moment nicht haben - verdient aber natürlich auch daran, sagt Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven.
Dabei haben Jugendiche ohne ein geregeltes Einkommen oftmals noch gar keinen Dispokredit. Je nach Kreditwürdigkeit kann der Dispo aber auch bei 1000 oder 2000 Euro liegen.
"Der Dispozins liegt im Augenblick bei durchschnittlich zehn Prozent."
Etwa 10 Prozent müssen wir an Zinsen im Schnitt bezahlen, wenn wir unser Konto überziehen, so Nicolas Lieven. Es gebe allerdings große Unterschiede je nach Bank: Manche Häuser verlangen derzeit tatsächlich noch keine Dispozinsen, andere bereits 15 Prozent.
Den Dispo besser nicht überstrapazieren
Richtig teuer wird es für uns, wenn wir den eigenen Dispo überziehen - sofern die Bank das gewährt. Diese "geduldete Überziehung", erklärt der Wirtschaftsjournalist, schlägt dann richtig zu Buche - mit bis zu 20 Prozent Zinsen müssen wir in diesem Fall rechnen.
"Wenn du den Dispo überzogen hast, dann gilt der sogenannte Überziehungszins, und dann sprechen wir ganz schnell mal über 17, 18, zum Teil sogar 20 Prozent Zinsen."
Auch wenn die Summe im einzelnen oft gar nicht so hoch ist: Nicolas Lieven rät dazu, vorsichtig zu sein. Bei den hohen Energiekosten derzeit und der Inflation, rutschten viele Menschen nach und nach immer weiter in den Dispo, weil ihnen ihr Geld einfach nicht reicht. Die Zinszahlungen werden dann immer höher. Im Zweifelsfall rät er, mit seiner Bank zu sprechen.
"Manchmal räumen Banken sogenannte Rahmenkredite ein, das heißt, man ist flexibel wie mit einem Dispo, aber man zahlt nicht ganz so hohe Zinsen."
Ein Rahmenkredit bei der eigenen Bank sei dann eine gute Möglichkeit, sagt Nicolas Lieven, und immer günstiger als der Dispo. Unter Umständen könne es sich auch lohnen, für kurzfristig hohe Ausgaben die Kreditkarte zu nutzen statt in den Dispo zu gehen, in der Regel sei das zinsfrei. "Aber Achtung: Wenn's länger dauert, dann langen die richtig zu!"