Bisher waren fast 600 Menschen im Weltraum. Darunter nur 11 Prozent Frauen. Die Europäische Raumfahrtbehörde will das ändern.
Die Europäische Raumfahrtagentur ESA hat eine Mission: Zum ersten Mal seit 11 Jahren sucht sie neue Astronautinnen und Astronauten. Dabei sind besonders Frauen ausdrücklich ermutigt, sich zu bewerben. Denn die ESA will mehr Diversität im All haben, also auch mehr Frauen.
Der besondere Aufruf scheint nötig. Denn bisher bewerben sich deutlich weniger Frauen als Männer bei der ESA. Zuletzt kamen gerade 16 Prozent der Bewerbungen von Frauen. Beim aktuellen Astronautencorps der ESA ist die Italienerin Samantha Cristoferetti die einzige Frau – neben acht Männern.
Nasa hat einen Frauenanteil von rund 50 Prozent
Da haben die USA den europäischen Weltraumreisenden etwas voraus: Bei der Nasa sind rund 50 Prozent der Menschen, die ins All fliegen, weiblich. Mehr Diversität in der Raumfahrt ist also offenbar möglich.
Die Anforderungen an ESA-Kandidatinnen und -Kandidaten sind herausfordernd, aber durchaus machbar: In den vergangenen Auswahlverfahren waren ein Abschluss in einem naturwissenschaftlichen Fach nötig – in Mathe, Physik, Biologie, in den MINT-Fächern also. Da Frauen in den MINT-Fächern immer noch deutlich unterrepräsentiert sind, hänge das wohl auch mit dem geringeren Bewerberanteil zusammen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Rahel Klein.
Alternativen zu einem MINT-Fach sind eine Ingenieursausbildung oder ein Medizinstudium. Dazu waren drei Jahre Berufserfahrung gefordert oder eine Ausbildung zur Pilotin.
"Frauen sind in den MINT-Fächern ja sowieso immer noch deutlich unterrepräsentiert – das wird also auch zum geringeren Bewerberanteil führen."
Dazu kommt absolute Gesundheit. Angehende Astronautinnen und Astronauten müssen medizinische und psychologische Tests bestehen, sie dürfen keine Krankheit haben und müssen körperlich fit sein, die Gelenke uneingeschränkt bewegungsfähig. Wunschalter: 27 bis 37 Jahre.
Unterschiede zwischen Frauen und Männern werden bei den Anforderungen nicht gemacht. Darum wirbt die französische Astronautin Claudie Haigneré auch an Unis und Schulen für den Job der Astronautin: "Alle Astronauten zweifeln, stoßen an Grenzen und überwinden diese. Auch mir ging es so. Aber die Tatsache, dass ich eine Frau bin, hat mich nie an eine dieser Grenzen gebracht."
Claudie Haigneré war die erste Französin im Weltraum. Eine Deutsche hingegen hat es noch nie in die unendlichen Weiten geschafft.
Stiftung fördert deutsche Astronautinnen
Für ein Hochtechnologieland wie Deutschland ist das ein schwaches Bild, findet Claudia Kessler. Sie ist Ingenieurin für Luft- und Raumfahrttechnik und will mit einer privaten Stiftung die erste Deutsche ins All bringen. Zwei Frauen werden dafür im Moment für trainiert: nämlich Suzanna Randall und Insa Thiele-Eich.
Die Stiftung will die Bundesregierung davon überzeugen, einen kommerziellen Flug ins All zu finanzieren. Einen solchen plant etwa SpaceX für das Jahr 2022, das wäre das Ziel für Claudia Kesslers Team. Aber: Dafür bräuchte es allerdings noch ungefähr 50 Millionen Euro. Es könnte also am Geld scheitern. Trotzdem meint Claudia Kessler: Nach elf deutschen Männern, wäre es mal Zeit für eine Frau.