Die Jeansmarke Levi's will bei der Modelwahl zukünftig auf Künstliche Intelligenz setzen, um mit der üblichen Vorstellung des idealen Körpers zu brechen. An den Plänen gibt es Kritik.

Um mehr Vielfalt bei der Auswahl von Models zu erreichen, setzen einige Modemarken auf Models, die mittels Künstlicher Intelligenz (KI) am Computer in verschiedenen Konfektionsgrößen, unterschiedlichen Alters und mit allen möglichen Hautnuancen erzeugt werden.

Das niederländische Start-up Lalaland, 2019 gegründet, hat sich auf diese KI-Models spezialisiert und mehr als zwei Millionen Euro Startkapital erhalten. Kunden sind unter anderen Calvin Klein und Tommy Hilfinger – und jetzt eben auch Levi's. In der Pressemitteilung bezeichnet Levi's das als "digitale Transformationsreise, die zu mehr Vielfalt, Gerechtigkeit, Inklusion und Nachhaltigkeit" führe.

Doch diese Idee stößt auch auf Kritik, sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte.

"Das ist keine Rocket Science mehr, Models am Computer mit KI herzustellen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Nur ein Anschein von Vielfalt

Unter anderem der US-amerikanische Technikblog Engadget kritisiert, Levi's stelle "einfach einen Roboter ein, um den Anschein von Vielfalt zu erzeugen." Der Konzern befreie sich gleichzeitig "von der Last, Menschen zu bezahlen, die die Qualitäten repräsentieren, die Levi's mit seiner Marke in Verbindung bringen will." In einem Statement heißt es von Levi's, dass menschliche Models nicht komplett ersetzt werden sollen.

Geld sparen mit KI-Models

Vielmehr wolle der 1853 vom lettischen Schneider Jacob Davis gegründete Kleidungskonzern mit dem Einsatz neuer Technologien Kundinnen und Kunden einen Mehrwert bieten, heißt es auf der Levi's-Homepage. Levi's könnte mit dem Einsatz von KI die Hoffnung verbinden, in Zukunft mehr Körperformen und Hautfarben darzustellen als dies bisher möglich war. Denn all diese diversen Models mit verschiedenen Kleidergrößen und Hautfarben müssten im echten Leben erst einmal gecastet, ausstaffiert und fotografiert werden. Stylisten, Fotograf*innenen und Modelagenturen müssten bezahlt werden. Dieser Aufwand wäre sehr teuer.

Ein Vorteil der neuen digitalen Models könnte sein, dass sich künftig Menschen aller Hautfarben und Körperformen beim online shoppen leichter vorstellen können, wie ein Kleid oder T-Shirt an ihnen selbst aussieht. So könnte es vielleicht auch weniger Retouren geben.

"Wenn sich mehr Menschen durch die unterschiedlichen Formen der KI-Models die Kleidung besser an sich vorstellen können, könnten die Retouren weniger werden."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Und Kosten will der Konzern wohl sparen: Laut der Zeitung USA Today hat Levi's 15 Prozent seiner Belegschaft im vergangenen Jahr entlassen. Kostenersparnis: etwa 100 Millionen Dollar. Durch die KI-generierten Models ließen sich weitere Kosten einsparen, schreibt die österreichische Zeitung Der Standard.

Die Entscheidung für KI-Models ist aber nicht ganz risikofrei, sagt Martina. Denn KI kann rassistische Stereoptypen reproduzieren. "Das ist dem US-Musiklabel Capitol Records gerade erst passiert. Die hatten einen KI-Rapper namens FN Meka auf den Markt geworfen. FN Meka wurde zunächst als Zukunft der Musikindustrie gehyped. Auf Tiktok sammelte der KI-Rapper schnell eine Menge Fans."

Das KI-Musikmärchen musste aber bald wieder gestoppt werden, weil der virtuelle Künstler "unpassende Stereotypen" der schwarzen Kultur repräsentierte, wie Capitol Records mitteilte.

Hinweis:

Unser Aufmacherbild zeigt zwei von der Software erzeugte Models.

Shownotes
Diversität
Jeansmarke will KI-erzeugte Models einsetzen
vom 27. März 2023
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin