Hohe Preise für Gas, Benzin, Strom oder Lebensmittel. Viele Dinge werden gerade teurer. Auch die Inflationsrate belegt das – erstmals seit 28 Jahren lag sie im September bei über vier Prozent. Auch unsere Reaktion auf die Inflation trägt dazu bei, wie sich diese entwickelt, sagt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Die Tomaten oder Gurken im Supermarkt sind im Jahresvergleich um zehn Prozent teurer geworden, sagt der Wirtschaftsjournalist Victor Gojdka. Auch sein Friseur habe den ursprünglichen Preis für seinen Haarschnitt gerade erst um sieben Euro erhöht. Die Summe, die Berufseinsteiger verdienen, sei zwar in etwa die gleiche – doch die jungen Menschen könnten sich gerade halt weniger dafür kaufen. Die aktuelle Entwicklung der Inflation sei zwar bitter, doch ein Ende sei abzusehen.
"Wir müssen jetzt nicht in Panik verfallen. Die meisten Experten sagen: Die Inflation wird uns dieses und auch nächstes Jahr noch beschäftigen. Anschließend dürfte sie aber auch wieder auslaufen."
Wenn man sich die Inflation über einen Zeitraum von mehreren Jahren anschaut, sind es aber gar nicht nur die Ölpreise, die kurzfristig immer rauf und runter gehen. Auch wir Konsumentinnen und Konsumenten selbst spielen mit unserem Verhalten eine Rolle bei der Inflation, sagt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Wir sind zwar nicht „Schuld“ daran, aber wir haben durchaus einen Einfluss.
Psychologie und Wirtschaft
Wenn wir zum Beispiel gerade unser Geld verdienen und denken "Oh je, die Preise steigen immer weiter", dann werden wir vielleicht versuchen, unsere Chefin oder unseren Chef davon zu überzeugen, uns etwas mehr Geld zu geben - damit wir die Schieflage wieder ausgleichen können, erklärt Victor Gojdka.
Wenn das sehr, sehr viele Leute machen und vielleicht sogar die Gewerkschaften mitziehen und höhere Lohnabschlüsse erzielen, dann haben am Ende viele Menschen mehr Geld in der Tasche. Genau dann sagen sich aber die Unternehmen: Super, jetzt können wir auch die Preise hochschrauben, weil die Leute haben ja jetzt auch wieder mehr Geld in der Tasche. Diese Logik könnte zu einer Lohn-Preis-Spirale führen und die Inflation weiter befeuern, sagt Victor Gojdka.
"Die Angst vor steigenden Preisen könnte eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen – und diese könnte die Inflation richtig vorantreiben."
Wie realistisch es ist, dass es zu so einer Lohn-Preis-Spirale kommt, ist die ganz große Frage. Da seien sich auch die Ökonominnen und Ökonomen an der Börse uneinig, sagt Victor Gojdka.
Die Gewerkschaften hätten sich eher noch zurückgehalten, sagen die einen. Beispiel: Die Gewerkschaft der Lokomotivführer, die jetzt nicht gerade für ihren besonders zurückhaltenden Stil bekannt ist, hat nur Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate beschlossen. Im Handel dagegen müssen die tarifgebundenen Unternehmen ihren Beschäftigten nächstes Jahr 4,7 Prozent mehr Geld bezahlen, rechnet Victor Gojdka vor. Das sei schon eine ganze Menge und eben deutlich mehr als die Inflationsrate.
Opec will mehr Öl fördern
Es könnte aber auch gut sein, dass die Inflationsrate 2022 wieder sinkt, sagt der Börsenjournalist. Die Hoffnung sei begründet. Momentan würden die gestiegenen Energiepreise für Gas und Öl die Preise sehr beeinflussen. Das Förderkartell Opec habe nun aber angekündigt, ab sofort jeden Monat wieder mehr Öl zu fördern, so dass sich die Knappheit am Ölmarkt entspannen und dementsprechend auch der Ölpreis wieder zurückgehen dürfte.
Ähnliche Effekte gebe es an ganz verschiedenen Ecken. In der Summe sagen Beobachtende: Die Inflation wird uns vielleicht noch bis ins Mitte, vielleicht auch bis Ende 2022 beschäftigen – danach dürfte sie aber wieder sinken.
Einfluss der Politik
Natürlich könne auch die Politik aktiv etwas gegen die Folgen der Inflation unternehmen, erklärt Victor Gojdka. Etwa, indem der Bevölkerung über Steuersenkungen Geld zurückgegeben werde.
Auf viele Dinge habe die Politik allerdings auch gar keinen Einfluss. So sei die Inflation aktuell unter anderem ja auch deshalb so hoch, weil bestimmte Güter gar nicht gefertigt werden können. Viele Unternehmen brauchen zum Beispiel bestimmte Schrauben, die momentan einfach kaum zu bekommen sind – und wenn, dann nur zu horrenden Preisen. Die Unternehmen kaufen alles auf, müssen die erhöhten Preise dann aber auch an die Endkunden weitergeben.