Daniela Ludwig ist die neue Drogenbeauftragte. Eine ihrer größeren Herausforderungen wird der Mangel an drogenpolitischen Konzepten in der Regierung, sagt der Sozialwissenschaftler und Drogenexperte Henrik Jungaberle.
Daniela Ludwig (CSU) ist neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Die 44-jährige Bundestagsabgeordnete, die sich bislang in der Verkehrspolitik engagiert hatte, folgt auf Marlene Mortler (CSU). Daniela Ludwig erklärte nach ihrer Berufung, gerade weil Sucht so viele Menschen betreffe, sei es gut und richtig, unvoreingenommen auf das Thema zu schauen.
Die eigentlche Aufgabe der Drogenbeauftragen sei es , Leben zu retten – mit Konsumräumen beispielsweise, sagt Henrik Jungaberle. Er ist Sozialwissenschaftler und Experte für Drogen und Suchtprävention.
"Konsumräume in Bayern zu propagieren, das würde viele Menschenleben rette. Und sich einzugestehen, dass man eine Drogenpolitik auch für die Menschen macht, die konsumieren."
Er vermutet, die Einarbeitung werde bei Daniela Ludwig – wie bei anderen Drogenbeauftragten auch – erfahrungsgemäß etwa zwei bis drei Jahre dauern. Das werde ausreichen, um sich auf diesem Markt mit verschiedenen Interessengruppen auszukennen. Zusätzlich bedürfe es allerdings auch neurobiologischen und sozialpolitischen Wissens.
"Man sollte schon in einer wissenschaftlichen Art und Weise denken und die politischen Prozesse vermitteln können."
In der amtierenden Bundesregierung beobachtet Henrik Jungaberle das völlige Fehlen drogenpolitischer Konzepte – sowohl im linken als auch im rechten Spektrum. Das müsse Daniela Ludwig nun ertragen. Erklärtes Ziel solle sein, die Verbraucher zu schützen. Derzeit kauften Konsumenten auf dem Schwarzmarkt teils ungesunde Substanzen, bei denen sie zu wenig über Zusammensetzung und Wirkung wüssten. Henrik Jungaberle nennt Drug-Checking-Angebote als wirksames Mittel gegen diese Problematik.
Interesse an den Konsumenten
Seiner Ansicht nach sollte die Botschaft der Bundesbeauftragten generell sein: Uns interessiert auch, was die Drogen-User tun. Außerdem sei es an der Zeit für eine neue Cannabispolitik, denn die industrielle Produktion aus Kanada und anderen Staaten werde sich auch hierzulande bemerkbar machen. Eine Rationalisierung der Drogenpolitik in Deutschland – also das Berücksichtigen von Zahlen und Statistiken – wäre wünschenswert, findet Henrik Jungaberle. Mögliches Zeichen wäre die Einsetzung einer Kommission ohne Rücksicht auf parteipolitische Grenzen.
"Es geht nicht so sehr um die Legalisierung von Cannabis, sondern darum, dass man Drogenpolitik auf der Grundlage von Zahlen und Zielen macht – nicht ideologisch."
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