Seit Mai 2020 hat die Uni Lübeck regelmäßig 3.000 Lübeckerinnen und Lübecker mit Corona-Tests und Befragungen begleitet. Durch den vergleichsweise langen Zeitraum kann die Studie über wichtige Faktoren wie Dunkelziffer oder Immunität aufklären.
Vor einem Jahr wussten wir kaum etwas über das neuartige Virus, das sich so unkontrolliert bei uns breitgemachte. Zwar gab es Studien in Hotspots wie Kupferzell in Bayern oder im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfahlen, in denen sehr viele Fälle untersucht werden konnten. Allerdings wurden diese Studien eher über einen kurzen Zeitraum hinweg geführt.
Anders lief es bei der Lübecker ELISA-Studie ab, einer Studie zur Längsschnittuntersuchung zur Infektion mit Sars-CoV-2. Diese wurde im Mai 2020 gestartet und hat ein Jahr lang 3.000 Lübeckerinnen und Lübecker durch die Pandemie begleitet und sie dabei regelmäßig getestet. Laut der Forschenden bildet ihre Studie trotz vergleichsweise geringen Infektionszahlen in Lübeck sehr genau das gesamte Infektionsgeschehen der Stadt ab. Dies sei ein wichtiger Schritt für die gesamte Corona-Forschung.
Immunität bis zu einem Jahr nach Infektion
So haben die Forschenden beispielsweise herausgefunden, dass die Dunkelziffer innerhalb eines Jahres stark gesunken ist, da immer mehr Menschen getestet wurden. In Lübeck ist diese von 90 Prozent im Mai 2020 auf knapp 30 Prozent im Februar 2021 gesunken. Das bedeutet, dass mittlerweile sieben von zehn Infektionen durch einen PCR-Test erkannt werden können.
"Die meisten Infektionen werden jetzt wohl erkannt. Auch, weil mittlerweile viel mehr getestet wird."
Dabei haben die Forschenden auch erkannt: 70 Prozent derjenigen, die letztes Jahr im Mai nach einer Infektion Antikörper im Blut hatten, haben sie auch nach knapp einem Jahr immer noch. Das ist eine wichtige Information in Bezug auf die Immunität von Genesenen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Tepper.
Studie in einem Niedrig-Inzidenz-Gebiet
Bei der Frage, wer einem besonders hohen Risiko ausgesetzt ist, sich mit Sars-CoV-2 zu infizieren, konnten die Forschenden kein genaues Muster erkennen. Klar wurde allerdings, dass vor allem Menschen, die in der Pflege, bei Polizei und Feuerwehr gearbeitet haben und damit häufig Kontakt zu Erkrankten hatten, vergleichsweise oft positiv getestet wurden.
Allerdings sind in der Studie überhaupt nur wenige Menschen erkrankt. Lübeck ist schon seit Beginn der Pandemie ein Gebiet mit niedrigen Inzidenzen gewesen. 3,5 Prozent der Teilnehmenden, also in totalen Zahlen 100 Menschen, sind überhaupt positiv getestet worden.
Ein Prozent der Bevölkerung testen – für ein aussagekräftiges Bild
Als einen wichtigen Schritt in der Corona-Forschung sehen die Forschenden ihre Studie an, da es ihrer Aussage nach reiche, eine Stichprobe von einem Prozent der Bevölkerung zu beobachten, um über das Infektionsgeschehen auf dem Laufenden zu sein. So könne auch besser erkannt werden, welche Maßnahmen zur Eindämmung sinnvoll sind. Repräsentative Tests, wie dies in der ELISA-Studie der Fall war, wurden bereits häufiger von Expertinnen und Experten empfohlen.