Es wird kälter, die Fenster bleiben zu. Doch ihr solltet euch an ein paar Regeln halten und regelmäßig Lüften. Denn gerade jetzt steigen die Corona-Zahlen.
Im Herbst findet das Leben wieder mehr drinnen und in geschlossenen Räumen statt. Da stellt sich in der Wohnung, im Büro und im Seminarraum die Frage: Wie lüftet man in Corona-Zeiten richtig und ausreichend, damit der Innenraum nicht zur Virenfalle wird?
Lüften mindert das Infektionsrisiko
Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig, dass Lüften im Herbst und im Winter wichtig ist, um das Infektionsrisiko gering zu halten. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Coronavirus Sars-CoV-2 nicht nur durch die direkte Tröpfcheninfektion, sondern ein Großteil über Aerosole verbreitet wird. Aerosole sind die Schwebeteilchen, die wir ausatmen, dann in der Luft stehen und sich in Innenräumen anreichern.
"Wenn man drei bis fünf Minuten die Fenster aufmacht, vielleicht noch eine Tür aufmacht, damit man einen Durchzug erzeugt, dann hat man eigentlich alle Partikel aus dem Raum geschafft."
Wie oft und wie lange nun ein Raum gelüftet werden sollte, ist abhängig von der Qualität der Fenster, der Durchlüftung und vor allem der Raumgröße. Denn: Je größer der Raum ist, desto besser verdünnt sich das, was der Einzelne ausatmet.
Ein paar Minuten Durchzug sollten sein
Bei einem normalen Büro von vielleicht 30 Quadratmetern empfiehlt Gerhard Scheuch, Bio-Physiker und ehemaliger Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin: "Wenn man drei bis fünf Minuten die Fenster aufmacht, vielleicht noch eine Tür aufmacht, damit man einen Durchzug erzeugt, dann hat man eigentlich alle Partikel aus dem Raum geschafft."
Was hingegen nicht so viel bringt: Fenster auf kipp stellen. Die Fenster müssen zwischendurch ganz aufgemacht werden, sagt Gerhard Scheuch, am besten eben auf Durchzug. "Fenster auf ist auch deshalb super, weil die kalte Luft fällt immer nach unten, die warme Luft steigt immer nach oben, sodass es in jedem Zimmer eine Zirkulation gibt", sagt der Bio-Physiker.
CO2-Messgeräte helfen
Für Büroräume empfehlen viele Expertinnen und Experten und auch das Umweltbundesamt CO2-Messgeräte. Die können zwar die Viruskonzentration in der Luft nicht messen, aber den CO2-Gehalt in der Luft. Ist dieser hoch, sollte mal für frische Luft gesorgt werden.
Das Lüften ist wichtig, weil sich die Aerosole lange in der Luft halten können. Der aktuelle Stand der Forschung ist, dass Coronaviren eine Halbwertszeit von einer bis anderthalb Stunden haben. Nach dieser Zeit sind also nur noch die Hälfte der Viren aktiv. Nach vier bis fünf Stunden sind demnach nicht mehr viele vermehrungsfähige Viren vorhanden.
Raumluftfilter ersetzen Lüften nicht ideal
Raumluftfilter sind nach Ansicht des Umweltbundesamtes keine ideale Alternative zum Lüften, weil unter anderem sehr genau erfasst werden muss, wie und wo man die Geräte aufstellt.
Gerhard Scheuch hingegen meint, mit Raumluftfiltern könnten die meisten Viren aus der Luft gefiltert werden - wenn die Geräte die Luft im Raum ausreichend umwälzen und mit entsprechenden Partikelfiltern ausgestattet sind. Allerdings kosten die Filter 100 bis 1000 Euro, für ein Klassenzimmer bräuchte man laut Scheuch mindestens zwei davon.
"Die Zeit spielt eine ganz erhebliche Rolle. Je kürzer man mit einem anderen zusammen ist, der infiziert ist, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich ansteckt."
Ansonsten hat Scheuch noch einen Tipp, für alle, die vorsichtig sein wollen: Fasst euch kurz! "Die Zeit geht quadratisch ins Infektionsgeschehen ein", sagt der Bio-Physiker. "Je kürzer man mit einem anderen zusammen ist, der infiziert ist, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich ansteckt."