Es ist wieder voll auf den Straßen und Plätzen in den Städten. Auch wenn die Pandemie noch nicht überstanden ist, leben die Menschen. Und zum Leben gehört der Verbrauch von Ressourcen. Die Erde kann jedoch innerhalb eines Jahres nur eine bestimmte Menge davon wiederherstellen und damit nachhaltig zur Verfügung stellen. Hat die Erdbevölkerung die Ressourcen aufgebraucht, lebt sie auf Pump. Der sogenannte Earth Overshoot Day – oder Erdüberlastungstag – fällt 2021 auf den 29.07.2021 und nähert sich nach Schätzungen von Wissenschaftlern dem Stand von vor Corona an.
Während der Tag in den 1970er Jahren noch im Dezember lag, rückt er in der heutigen Zeit in den Juli vor. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) teilte in Berlin mit, dass der Erdüberlastungstag damit mehr als drei Wochen früher als im vergangenen Jahr 2020 sei. Berechnet wird der Earth Overshoot Day von der kalifornischen Non-Profit-Umweltorganisation Global Footprint Network.
Mit einer Idee Ressourcen länger erhalten
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland hat nun eine Idee, wie Menschen in Zukunft weniger Ressourcen verbrauchen. Eine "Primär-Baustoff-und-Material-Input-Steuer" soll den Verbrauch senken und Anreize für Nachhaltigkeit geben. Die Idee ist, wer Baurohstoffe wie Sand, Kies oder Schotter verwendet, soll dafür Steuern zahlen.
Rolf Buschmann ist Bund-Experte für Abfall und Ressourcen. Er hält eine Steuer für notwendig: "Der Erdüberlastungstag spricht die natürlichen Ressourcen an. Wir nutzen aber natürlich auch andere Rohstoffe wie Kiefern und mineralische Rohstoffe für den Baubereich. 50 Prozent des Rohstoffverbrauchs geht in den Baubereich."
"Der Erdüberlastungstag spricht die natürlichen Ressourcen an. 50 Prozent des Rohstoffverbrauchs geht in den Baubereich."
Auch andere metallische Ressourcen und Erdöl gingen in den Verbrauch. Diese Eingriffe in die Natur schädigten die Regenerationsfähigkeit des Planeten, sagt Rolf Buschmann. Damit habe der Planet nicht die Möglichkeit, das, was an natürlichen Ressourcen benötigt wird, wiederherzustellen.
Da der Bausektor einer der größten Bereiche sei, spreche der Vorschlag des Bund speziell diesen Sektor an. Buschmann berichtet, dass es in anderen Ländern bereits solche Regelungen gibt.
"Weil es einer der größten Bereiche ist, spricht man diesen spezifisch an. Das ist in anderen Ländern schon gemacht worden, beispielsweise in England schon seit 2002. Dort werden ungefähr zwei Pfund pro Tonne Material berechnet."
In England hätten die Abgaben - so Buschmann - dazu geführt, dass der Einsatz von Primärbaustoffen zurückgegangen sei. Zu dem Thema Reduktion beim Einsatz von Primärbaustoffen gebe es in Deutschland bereits Studien vom Bundesumweltamt.
Primärbaustoffe besteuern
"Wir haben gerade im Baubereich so viele Materialien, die durch Rückbau entstehen und qualitativ den Originalen in nichts nachstehen. Somit muss es nicht teurer werden. Es wird nur auf andere Stoffströme umgeleitet."
Der entscheidende Faktor sei, dass der Bereich der Recyclingmaterialien gestärkt werde. Es müsse so gebaut und rückgebaut werden, dass die Materialien wieder zurück in den Kreislauf gelangen können. Nach Einschätzung von Buschmann ist es nicht aufwendig, Baustoffe zu recyceln.
"Sekundärbaustoffe haben in vielen Fällen leider nur als Füllmaterial gedient. Jetzt werden sie verstärkt wieder in neue Produkte eingeführt. Es hängt davon ab, wie gut das Gebäude rückgebaut wurde."
Ein Gebäude müsse zukünftig so geplant werden, dass die Rohstoffe adäquat rausgeholt werden können, fasst Rolf Buschmann die Überlegungen des Bund zusammen.