Isabell hat sich eine lange Pause von ihrem Marketing-Job gegönnt und ist mit ihrem Freund für ein gutes Jahr um die halbe Welt gereist. Silke Koppitz ist Karriereberaterin und weiß, worauf bei der Planung für eine Auszeit oder Sabbatical zu achten ist.
Spanien, Costa Rica, Nicaragua und Mexiko bereisen für zwölf Monate – das war der große Traum von Isabell und ihrem Freund. 2021 haben sich beide dann auf den Weg gemacht. Davor gab es noch einige Dinge zu klären und zu organisieren, so Isabell: zum Beispiel das Thema Auslandskrankenversicherung, die Wohnung untervermieten und die wichtige Frage, was ihr Arbeitgeber von der Idee hält.
Sabbatical: Der Arbeitgeber reagiert positiv
"Ich habe mich schon darauf eingestellt, dass ich kündigen werde", sagt Isabell. Doch entgegen ihrer Erwartung reagierte der Arbeitgeber, ein eher konservatives Unternehmen, überraschend positiv auf ihr Vorhaben und sicherte ihr auch den Wiedereinstieg nach dem Sabbatical zu. Darüber hat sich Isabell tierisch gefreut, sagt sie.
"Ich habe mich schon darauf eingestellt, dass ich kündigen werde. Mein Arbeitgeber hat mir dann tatsächlich das Go gegeben, wo ich auch selbst sehr überrascht war."
Dass eine so lange Reise Geld kostet, ist klar. Isabell und ihr Freund haben vorab zwar Ersparnisse zur Seite gelegt, doch bereits Costa Rica sei so kostspielig gewesen, dass beide relativ früh gemerkt hätten, dass sie trotzdem etwas Geld dazuverdienen müssen.
Das Sabbatical wird zur Workation
Isabell hat sich daraufhin als Social-Media-Managerin selbstständig gemacht, auch ihr Freund konnte remote arbeiten, sagt sie. In der Folge hätten beide relativ viel gearbeitet. Das sei natürlich nicht im Sinne ihrer ursprünglichen Idee gewesen.
"Da haben wir beide gemerkt, okay, wir müssen einen Cut setzen", sagt Isabell. Danach hätten sie sich wieder treiben lassen können und das Sabbatical genossen.
"Ich habe durch die Selbständigkeit, das Reisen, die unterschiedlichen Kulturen eine Persönlichkeitsentwicklung durchlebt. Da bin ich richtig dran gewachsen."
Isabell kann ein Sabbatical absolut weiterempfehlen. Das Reisen, die fremden Kulturen und sogar die etwas ungeplante Selbstständigkeit unterwegs: "Während der Reise habe ich eine Persönlichkeitsentwicklung durchlebt. Da bin ich richtig dran gewachsen", sagt sie.
Kein gesetzlicher Anspruch auf Sabbatical
Ein Sabbatical sei in der Regel eine Art unbezahlter Sonderurlaub, den der Arbeitnehmer individuell und gemeinsam mit dem Arbeitgeber regelt. Meist liege der Arbeitsvertrag in der Zeit still, sagt die Karriereberaterin Silke Koppitz. Einen gesetzlichen Anspruch auf eine solche Auszeit haben Arbeitnehmende nicht, Ausnahmen gibt es bei Beamten und Beschäftigten im öffentlichen Dienst.
"Wir haben keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical. Die Ausnahme hier bilden Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst."
Von einem Monat bis hin zu einem Jahr – ein Großteil der Arbeitnehmenden hat Lust auf eine Auszeit, sagt Silke Koppitz. Dafür gebe es verschiedene Gründe: Weiterbildung, persönliche Projekte, Burn-out-Prävention, Neuorientierung oder Horizonterweiterung zum Beispiel.
Interessierten rät Silke Koppitz, sich zunächst über grundlegende Fragen Gedanken zu machen, etwa: Warum möchte ich ein Sabbatical machen? Wann, wo, wie lange und mit welchen Lebenshaltungskosten ist zu rechnen?
"Warum möchte ich das Sabbatical machen? Wann und wie lange soll das Sabbatical dauern, wo möchte ich hinreisen und was ist mein Budget?"
Unternehmen seien gegenüber solchen Ideen heute viel flexibler und aufgeschlossener – auch, weil die Marktsituation so sei, dass Arbeitnehmende derzeit die Macht am Markt haben, so die Karriereberaterin.
Langzeitkonto hat Vorteile
Vor dem Gespräch mit der Führungsetage gelte es zu überlegen: Soll das Sabbatical ein unbezahlter Sonderurlaub sein oder gibt es andere Möglichkeiten – etwa ein Langzeitkonto anzulegen und Stunden zu sammeln? Ein Langzeitkonto habe den Vorteil, während der Auszeit weiter Geld zu bekommen und kranken- und rentenversichert zu sein.
"Wenn ich ein Langzeitarbeitskonto mit meinem Arbeitgeber aufgebaut habe, dann bekomme ich weiter mein Entgelt und bin auch kranken- und rentenversichert."
Bei den Modellen gibt es große Unterschiede, sagt Silke Koppitz. Das sollte man im Vorfeld sehr gut überlegt haben und mit dem Arbeitgeber abklären.
Auszeit: Arbeitskontakt nicht abreißen lassen
Auch der Wiedereinstieg im Job sollte besprochen werden, sagt die Berufsexpertin: "Komme ich wieder an meinen alten Arbeitsplatz zurück? Komme ich vielleicht sogar in ein neues Team? Bekomme ich andere Aufgaben?" Um die Rückkehr aus dem Sabbatical zu erleichtern, sei es auf jeden Fall ratsam, den Kontakt mit dem Arbeitgeber lose aufrechtzuerhalten.
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- Isabell berichtet von ihrem Sabbatical
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