Am 3. März 2009, vor genau fünf Jahren, stürzte das Kölner Stadtarchiv ein. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben, 30 Regalkilometer an historischen Dokumenten verschwanden in dem Abgrund, der sich plötzlich an der Severinstraße 222 aufgetan hatte. "Es sah aus wie Köln nach dem Zweiten Weltkrieg", erinnert sich Ulrich Fischer,, der stellvertretende Leiter des Archivs. Bis heute weiß niemand, wer für das Unglück verantwortlich ist.
Man sah kein Papier. Neben den Trümmern, der Zerstörung und dem Schlamm, fiel Ulrich Fischer sofort auf, dass sich die Akten, Fotos, Urkunden, Karten und Plakate, die im Stadtarchiv gelagert wurden, nicht über die Severinstraße verteilt hatten. "Man muss sich vorstellen: Da sind etliche Millionen Blatt Papier in dem Archiv gelagert gewesen."
Aber auch ohne Papier war der Eindruck des eingestürzten Stadtarchivs verheerend: "Es erinnerte an Bilder aus Bürgerkriegen. Oder an Köln nach dem Zweiten Weltkrieg."
Das größte kommunale Archiv nördlich der Alpen
Das Kölner Stadtarchiv galt als das größte kommunale Archiv nördlich der Alpen. Hier wurden Dokumente aus über tausend Jahren Kölner und rheinländischer Geschichte gelagert. Auch Handschriften von Karl Marx oder die Nobelpreisurkunde Heinrich Bölls gehörten zum Bestand. Mittlerweile konnten zwei Drittel davon gesichtet werden - man geht aber davon aus, dass erst in bis zu 40 Jahren alle Archivalien restauriert sein werden. Der Schaden beträgt rund eine Milliarde Euro. 95 Prozent der Bestände können vermutlich wiederhergestellt werden.
"Wir werden nicht so restaurieren, dass die Dinge hinterher aussehen wie neu. Ganz genau wie am Tag vor dem Einsturz wird es nie mehr sein. Es wird immer die Spuren dieses Einsturzes in sich tragen."
Bis heute ist nicht ganz klar, wer für den Einsturz verantwortlich ist. Die Staatsanwaltschaft hat noch keine Anklage erhoben, es gibt 106 Beschuldigte - sie alle waren am Bau der Kölner U-Bahn beteiligt. Die Stadt Köln geht daher von einem "Ausführungsfehler" bei den Bauarbeiten aus, das Archiv wurde demnach vermutlich unterspült. Das ist allerdings schwer nachweisbar.
Für das Stadtarchiv geht es frühestens 2019 an einem neuen Standort weiter. "Das wäre ein wichtiger Schritt", sagt der stellvertretende Leiter Ulrich Fischer.