• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Verschiedene populistischen Bewegungen greifen unterschiedliche Verschwörungserzählungen auf. Wieso ist das so und um welche Themen geht es dabei besonders? Ein Vortrag des Kulturwissenschaftlers Michael Butter.

Populismus und Verschwörungsmythen unterscheiden sich zunächst einmal grundsätzlich. Populistische Vorstellungen gehen davon aus, dass es in der Gesellschaft zwei getrennte Gruppen gibt: das Volk und "die da oben", die so genannten Eliten. Verschwörungsmythen beruhen hingegen auf der Annahme, dass nichts durch Zufall geschieht, sondern dass sich hinter allem ein Plan verbirgt, der nach und nach verwirklicht wird.

"Verschwörungstheorien zeichnen sich durch eine extreme Überbetonung des absichtsvollen, planvollen erfolgreichen Handelns aus."
Michael Butter, Kulturwissenschaftler

Dennoch hängen Populismus und Verschwörungsmythen eng miteinander zusammen. Wie genau, das beschreibt Micheal Butter in seinem Vortrag. Er ist Professor für Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Tübingen und forscht seit Jahren zu Verschwörungstheorien, insbesondere in den USA.

Verschwörungstheorien als Gegenwissen

Historisch, sagt Butter, hat sich die Stellung von Verschwörungstheorien in politischen Kulturen stark gewandelt. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war es in der westlichen Welt normal, an Verschwörungstheorien zu glauben. Erst ab den 1950er-Jahren wurden diese Theorien dann stigmatisiert und wanderten an die Ränder der Gesellschaft. Sie wurden zu Gegenerzählungen. Und das, argumentiert Michael Butter, macht sie heute attraktiv für populistische Bewegungen.

"Gibt es eine Möglichkeit vorherzusagen, wie prominent Verschwörungstheorien in bestimmten populistischen Bewegungen und Parteien sind?"
Michael Butter, Kulturwissenschaftler

Doch wie lässt sich vorhersagen, welche Verschwörungserzählungen wie prominent in bestimmten populistischen Bewegungen sind? Dazu eine Theorie zu entwickeln, ist das Ziel von Michael Butters Forschung. Populistische Bewegungen, sagt er, greifen besonders solche Themen in verschwörungstheoretischer Form auf, die in der Gesellschaft insgesamt als kontrovers gelten und eher negativ diskutiert werden. Als Beispiele nennt Butter Migration, Rassismus und Klimawandel.

Michael Butter ist Professor für Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen. Seinen "Verschwörungstheorien als populistische (Gegen-)Erzählungen" hat er am 30. Januar 2025 in Mainz im Rahmen der interdisziplinären Vorlesungsreihe "Die Macht von Überzeugungen. Weltanschauungen, Ideologien, Glaubenssysteme" gehalten. Organisiert hat die Reihe die Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Shownotes
Politische Kultur
Warum Populismus Verschwörungstheorien anzieht
vom 22. Mai 2025
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Michael Butter, Kulturwissenschaftler, Universität Tübingen