Um kaum ein Tier ranken sich so viele Legenden, wie um den Elefanten: Sie sollen niemals etwas vergessen, und Mäuse sollen die einzigen Tiere sein, vor denen sie panische Angst haben. Ob das stimmt oder nicht, weiß Biologe Mario Ludwig.
Ein Mythos: Panik vor Mäusen
Vor vielen Jahren hat der bekannte Tierforscher Bernhard Grzimek mehreren Elefanten Mäuse vorgesetzt. Das Ergebnis dieses Experiments war eindeutig: Die Elefanten sind nicht in Panik geraten. Stattdessen haben sie die Mäuse zuerst neugierig mit dem Rüssel beschnuppert und anschließend versucht, sie zu zertreten. Keine Anzeichen von Angst also.
Die Legende, dass sich Elefanten vor Mäusen fürchten, ist aus einem Gerücht heraus entstanden. Es heißt, dass Mäuse angeblich in den Rüssel der großen Tiere klettern, bis hinauf zum Gehirn und die Elefanten dann mit gezielten Bissen in den Wahnsinn treiben. Das ist aber ausgeschlossen, schon allein deshalb, weil der Rüssel der Dickhäuter im Rachenraum mündet.
"Es gibt diese Geschichte von der Maus, die in den Rüssel eines Elefanten krabbelt, zum Gehirn hochklettert und den Dickhäuter dort durch gezielte Bisse in den Wahnsinn treibt."
Das sagenhafte Erinnerungsvermögen
Wenn jemand über ein außergewöhnliches Erinnerungsvermögen verfügt, dann wird ihm gerne bescheinigt, dass er ein Gedächtnis wie ein Elefant hat. Und es stimmt: Elefanten haben in mancher Hinsicht tatsächlich ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Zum Beispiel können sie sich hervorragend an Wege, Geländeformationen und Futterquellen erinnern. Das ist für Elefanten wichtig, weil sie bei Wanderungen oft über mehrere Tausend Kilometer zurücklegen.
Elefanten merken sich Futter- und Wasserplätze
Um überleben zu können, müssen sie genau wissen, wo sich auf ihrer Wanderroute Wasser- und Futterplätze befinden. Mario Ludwig sagt, eine Geschichte sei gut dokumentiert. Dabei geht es um ein Jungtier, das mit drei Monaten ein einziges Mal ein bestimmtes Wasserloch besucht hat, den Weg dorthin aber noch 30 Jahre später wieder fand.
Es kursierten auch Legenden, dass Elefanten, die von ihren Pflegern misshandelt wurden, ihre einstigen Peiniger wiedererkannt und später getötet hätten. Beweise gebe es für diese Geschichten jedoch nicht, sagt der Biologe.
Der Mythos vom Elefantenfriedhof
Die Legende vom Elefantenfriedhof, an den sich Elefanten zum Sterben zurückziehen, hält sich ziemlich hartnäckig, so Mario Ludwig. Allerdings gibt es dafür einen guten Grund, denn es fänden sich vermeintliche "Beweise" für diese These.
In Afrika gibt es einige Orte, an denen auffällig viele Elefantenknochen oder ganze Skelette gefunden wurden. Die meisten dieser Orte liegen tief verborgen in schwer zugänglichen Sumpfgebieten.
Wenn der greise Elefant nicht mehr gut kauen kann
Verschiedene Ursachen führen dazu, dass diese vermeintlichen "Elefanten-Friedhöfen" entstehen. Ein möglicher Grund sind Zahnprobleme bei Elefanten. Die Tiere bekommen nämlich sechsmal im Leben neue Zähne. Ist jedoch der letzte Satz abgenutzt, können die Rüsseltiere keine harten Äste oder Rinde mehr kauen und ziehen sich dann in sumpfige Gebiete zurück, wo sie weichere Nahrung finden. Dort sterben sie dann auch irgendwann.
Und weil sich immer wieder Elefanten in gleiche Gebiete zurückgezogen haben, und dort verstorben sind, ist der Mythos der Elefantenfriedhöfe entstanden.
"Ein möglicher Grund für den Elefanten-Friedhof ist wesentlich prosaischer: Es sind Zahnprobleme."
Der Dickhäuter hat nicht überall dicke Haut
Die Frage, ob Elefanten tatsächlich Dickhäuter sind, also eine besonders dicke Haut haben, beantwortet der Biologe Mario Ludwig mit einem "Jein". Denn Elefanten haben an vielen Stellen eine ziemlich dicke Haut. Zum Beispiel am Rücken und an den Beinen, dort ist die Haut zwischen zwei und drei Zentimetern dick.
Aber an anderen Stellen, zum Beispiel an den Achseln, am Bauch und hinter den Ohren, ist die Haut des Elefanten sehr dünn. "Papierdünn", sagt Mario Ludwig. Und dort sind die Rüsseltiere sehr empfindsam: Selbst eine Fliege, die sich auf ihrer Haut niedergelassen hat, können sie bemerken.