Mit dynamischen Stromtarifen können Kunden Geld sparen - unter bestimmten Voraussetzungen. Wir klären, ob sich das lohnt.
Millionen Menschen müssen mehr für Strom bezahlen als vor der Energiekrise. Wer sich auf Vergleichsportalen im Netz umschaut, sieht allerdings, dass es inzwischen auch wieder deutlich günstigere Stromanbieter gibt. Manchmal bieten sie dynamische Strompreise an, deren Höhe sich monatlich unterscheidet.
Strombörse in Leipzig
Ob der Strom gerade eher günstig oder teuer ist, hängt maßgeblich vom aktuellen Strompreis ab, erklärt Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Ähnlich wie Aktien wird auch Strom gehandelt – an der Strombörse in Leipzig.
"Ähnlich wie Aktien wird auch Strom gehandelt, viele wissen das gar nicht. Es gibt eine Strombörse in Leipzig und da gibt es eben Angebot und Nachfrage."
Die neuen Anbieter, die Tarife mit einem dynamischem Strompreis anbieten, kaufen diesen Strom praktisch täglich an der Börse ein – ein Anbieter macht das sogar stündlich, erklärt Nicolas Lieven. Gekauft wird also immer so viel, wie nötig ist, um die Kunden zu bedienen. Momentan ist es für die Kunden günstig und die Preise liegen zum Teil auf unter Vorkriegsniveau. Das kann sich aber eben auch wieder schnell ändern.
Stromeinkauf zum tages- oder sogar stundengenauen Preis
Anders ist das bei den anderen Stromanbietern, die langfristig planen. Dieses kaufen einen Großteil ihres Stroms in der Regel bereits ein bis drei Jahre im Voraus ein. Vor allem die Grundversorger machen das so und kaufen nur noch in kleineren Mengen Strom zu.
Deshalb verlangen viele gerade hohe Preise: Weil sie nicht so flexibel auf die günstigeren Preise reagieren können.
"Bei den dynamischen Tarifen kaufen die Anbieter den Strom zum Tages- bzw. Stundenpreis ein. Andere Stromanbieter, vor allem dier Grundversorger, kaufen lange im Voraus ein."
Der Vorteil der langfristigen Einkaufspolitik: Was man hat, hat man. Wenn es mal knapp wird, so wie im vergangenen Jahr, haben die Unternehmen trotzdem genug Strom eingekauft. Der Nachteil: Wenn die Preise fallen, profitieren die Kund*innen nicht.
Strompreisbremse ab 1. März
Sollte der Strompreis wieder in die Höhe schießen, soll ab dem 1. März 2023 die Strompreisbremse das Gröbste abfedern – sie deckelt den Strompreis auf 40 Cent pro Kilowattstunde, allerdings nur für 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs.
Für die restlichen 20 Prozent müssen Kund*innen allerdings nach wie vor den vollen Preis zahlen – und bei einer Familie mit bis zu 5000 Kilowattstunden Stromverbrauch im Jahr kann der Unterschied von 40 Cent, 80 Cent oder einem Euro schon immer noch wehtun, sagt Nicolas Lieven. Außerdem gelte der von der Politik beschlossene Strompreisdeckel ja auch nicht für alle Zeit, sondern erst Mal nur für dieses Jahr.
Vorteil: Dynamische Tarife oft flexibler kündbar
Wenn der Preis monatlich schwankt, macht ein 12- oder 24-Monatsvertrag wenig Sinn. Der Preis wird jeden Monat neu berechnet und man kommt in der Regel dementsprechend auch monatlich aus dem Vertrag raus, erklärt Nicolas Lieven. Allerdings muss man sich dann eben auch sofort wieder einen neuen Anbieter suchen.
"Der Preis wird jeden Monat neu berechnet. Nach einem Monat kommt man also auch aus dem Vertrag raus."
Für die neuen Unternehmen sind die monatlichen Kündigungsfristen auch eine Sicherheit. Die Krise hat gezeigt: Gerade die Billiganbieter, die langfristige Verträge und Preisgarantien abgegeben haben, sind in die Pleite gerutscht. Das wird in diesem Fall nicht passieren, glaubt Nicolas Lieven.
In die Zukunft schauen kann er genauso wenig wie wir alle. Fakt ist: Der Strompreis ist aktuell deutlich gesunken und die Prognosen sagen auch, dass das in den kommenden Wochen und Monaten so bleiben wird, so der Wirtschaftsjournalist. Wer die neuen Tarife also mal ausprobieren möchte, kann das durchaus tun, sagt er. Aber klar: Das kann auch in die Hose gehen.
Spekulieren könne man jetzt mal kurzfristig. Langfristig empfiehlt er aber doch, sich einen großen Anbieter mit einer Preisgarantie für eins, zwei Jahre zu suchen. Dann sei man auf der sicheren Seite.