Einfach die Füße hochlegen und Nichtstun – träumen wir nicht alle davon? Die Hamburger Hochschule für bildende Künste hat jetzt ein Stipendium ausgeschrieben, dass uns fürs Nichtstun sogar bezahlt. Doch richtig faul zu sein, ist gar nicht so einfach.

Könnt ihr euch erinnern, wann ihr das letzte Mal aus vollem Herzen so wirklich gar nichts gemacht habt? Das dürfte einigen von uns schwerfallen, denn irgendwas macht man ja trotzdem immer.

1600 Euro fürs Nichtstun

Vielleicht klappt das ja besser mit einem kleinen Anreiz: Die Hamburger Hochschule für bildende Künste hat für das Nichtstun ein Stipendium ausgeschrieben und zahlt dafür sogar 1600 Euro im Monat.

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Insgesamt drei Stipendien vergibt die Hochschule als Kunstprojekt. Das klingt nach einer leichten Sache, ist es aber nicht. Wer sich also ernsthaft dafür interessiert, sollte sich vorher noch einmal genau fragen, ob er sich wirklich darauf einlassen will, denn selbst Friedrich von Borries von der Hamburger Hochschule für bildende Künste sagt: Das Nichtstun sei gar nicht so einfach.

"Sie können jetzt mal versuchen, ganz kurz die Augen zu schließen und zu versuchen, an nichts zu denken. Es wird ihnen nicht gelingen, weil Nichtstun sehr schwierig ist."
Friedrich von Borries, Hamburger Hochschule für Bildende Künste

Nichtstun heiße auch auf Gewohnheiten, aber auch auf Anerkennungsformen wie Geld oder Erfolg zu verzichten, so der Wissenschaftler. Daher sei es eigentlich eine Leistung zu sagen, dass man etwas nicht tut, so von Borries.

Ziel der Stipendien sei es, Impulse zu geben, wie Menschen von der Prägung im Leben Erfolg haben zu müssen, abweichen können, um vielleicht ein glücklicheres, aber auch nachhaltigeres und ökologisch sinnvolleres Leben zu führen, erklärt von Borries.

Unser Gehirn braucht Pausen

Das Nichtstun hat mindestens zwei Seiten: Zum einen ist es gesellschaftlich verpönt, auf der anderen Seite ist aber auch heilsam. Denn als sehr energiesparendes Organ sei unser Hirn grundsätzlich gerne auf Sparflamme unterwegs, sagt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Darum seien Phasen der Ruhe sehr wichtig. Wer gerne mal auf der Couch chille, brauche auch keine Angst zu haben, zu verdummen.

"Das Gehirn ist ein sehr energiesparendes Organ und legt deswegen auch Wert darauf, dass man nicht zu viel macht. Ab und zu mal auf der Couch chillen heißt nicht, dass man da auch verdummt."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Wie schwer uns echtes Nichtstun fällt, zeigt auch eine Studie aus den USA. In einem Experiment sollten Probanden eine Viertelstunde lang nichts tun. Die anschließende Befragung ergab, dass sich viele dabei unwohl fühlten. Einige Probanden konnten, wenn sie wollten, das Nichtstun unterbrechen, indem sie sich selbst per Knopfdruck einen kräftigen Elektroschock verpassen konnten. Und tatsächlich: Ein Viertel der Frauen und sogar zwei Drittel der Männer drückten mindestens einmal den Knopf, um sich im Nichtstun zu unterbrechen.

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Petra Rink ist Entspannungstrainerin. Wenn sie eine Pause braucht, setze sie sich beispielsweise auf ihren Balkon und gucke in der Gegend herum. Das ist streng genommen zwar auch eine Beschäftigung, aber sie komme dem Nichtstun schon ziemlich nah.

Petra Rink empfiehlt uns, solche Leerlaufzeiten regelmäßig als festen Termin im Alltag einzuplanen. Und dann sollten wir uns auch wirklich ganz konsequent hinsetzen und ganz bewusst tief Ein- und Ausatmen. Das sei etwas, wo wir wirklich auf uns achten würden, sagt Petra Rink.

Shownotes
Müßiggang
Nichtstun – fällt schwer, tut aber gut
vom 21. August 2020
Autor: 
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk Nova