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Einzelne Frauen als Ehrengäste und ansonsten bitte ab auf den Balkon. Die Schaffermahlzeit ist seit Ewigkeiten eine Männerdomäne. 2022 wird sie zum ersten Mal von einer Frau ausgerichtet.

Nach über 400 Jahren fällt eine weitere Männerdomäne. In Bremen gibt es die erste Schafferin. Janina Marahrens-Hashagen wird als erste Frau die Bremer Schaffermahlzeit ausrichten. Die Generalversammlung vom Haus Seefahrt hat sie zur Schafferin für 2022 ernannt und mit ihr zum ersten Mal eine Frau gewählt. Sie ist seit 2019 Präses der Bremer Handelskammer – auch als erste Frau.

Die Schaffermahlzeit in Bremen ist eine traditionsreiche, streng reglementierte Veranstaltung und gilt als Verbindung zwischen der bremischen Schifffahrt und den Kaufleuten.

2015 waren erstmals vier Frauen zugelassen - bei gut 300 Männern - und die auch nur als Ehrengäste. Annegret Kramp-Karrenbauer oder Ursula von der Leyen haben zum Beispiel schon teilgenommen. Traditionell dürfen die Frauen der eingeladenen Männer den Auftakt vom Balkon des Bremer Rathauses beobachten.

Andauernde Kritik

Seit Jahren wird die Veranstaltung kritisiert, weil sie Frauen ausschließt beziehungsweise auf die Tribüne verbannt. Die rot-grüne Regierung Bremens hat mit einem Antrag gefordert, dass Bremer Traditionsveranstaltungen grundsätzlich auch richtig für Frauen geöffnet werden. Das ausschließlich Männern vorbehaltene Eiswettfest haben Senatsmitglieder 2020 boykottiert. Diese Praxis soll so lange beibehalten werden, bis Frauen zugelassen werden.

Die Tatsache, dass die Veränderung bei der Schaffermahlzeit 2022 überhaupt Nachrichtenwert hat, zeigt wohl, dass es mit der Gleichberechtigung noch nicht so weit her ist, findet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Rahel Klein.

Machtzentren und Gleichberechtigung

Uta Schmidt, Lehrbeauftragte an der Uni Duisburg-Essen unter anderem zu den Themen Geschlecht und Macht, sagt: Wenn es um einflussreichere Positionen geht, hake es noch immer mit der Gleichberechtigung - "da, wo es um Macht, Einfluss, Prestige und viel Geld geht".

In den Vorständen der 200 größten Unternehmen in Deutschland sitzen 97 Prozent Männer und drei Prozent Frauen. Aufsichtsräte sind nur zu rund 10 Prozent weiblich besetzt. Auch gibt es Hinweise darauf, dass Professorinnen bei gleicher Qualifikation deutlich weniger im Monat verdienen als die männlichen Kollegen. "Ich denke, dass Handel, Industrie und Gewerbe sehr lange ein männlich bestimmter Bereich gewesen sind, so ähnlich wie Wissenschaft und Universitäten, und dass das eben bis heute nachwirkt", sagt Uta Schmidt.

"Ich denke, dass Handel, Industrie und Gewerbe sehr lange ein männlich bestimmter Bereich gewesen sind, so ähnlich wie Wissenschaft und Universitäten, und dass das eben bis heute nachwirkt."
Uta Schmidt, Lehrbeauftragte Universität Duisburg-Essen

Janina Marahrens-Hashagen wird bei der Schaffermahlzeit 2022 keineswegs ohne männliche Begleitung sein. Sie wird neben zwei Männern das Mahl ausrichten. Für unsere Reporterin ist das ein Anfang – immerhin.

"Wie viele Frauen dann am Ende bei den kommenden Schaffermahlzeiten dabei sind, wird man sehen. Aber es ist immerhin ein Anfang – und deshalb auch eine Meldung wert."
Rahel Klein, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Schaffermahlzeit ist in Bremen eines der bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres. Da treffen sich Kaufmänner, Kapitäne und geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur, nehmen ein fünfstündiges Essen ein und sammeln Spenden für die Stiftung Haus Seefahrt. Diese unterstützt in Not geratene Seeleute und ihre Hinterbliebenen und mittlerweile auch Nautik-Studierende.

Das Mahl wird seit fast 500 Jahren ausgerichtet. Ursprünglich haben sich dabei Schiffer, Schiffsbesitzer und Kaufleute am Ende des Winters getroffen, um sich nochmal zu besprechen, bevor es dann im Frühjahr wieder auf See ging.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Bremen
Erstmals leitet eine Frau die männerdominierte Schaffermahlzeit
vom 12. Februar 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
gesprächspartnerin: 
Rahel Klein, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin