Eigentlich ist der Eurovision Song Cotest ein ganz und gar unpolitischer Wettbewerb, heißt es. Doch wenn wir ehrlich sind, war er das noch nie. Schon immer wurde der Songwettbewerb auch als Bühne für politische Statements genutzt. In diesem Jahr gilt die Ukraine als Favorit.
Russland und Belarus wurden wegen des Kriegs in der Ukraine schon im Vorfeld von dem Wettbewerb ausgeschlossen. Und als Favorit bei den Buchmachern gilt seit Wochen das ukrainische "Kalush Orchestra" mit dem Song "Stefania" - einer Hymne an die eigene Mutter, die aber auch gelesen werden kann als Hymne an alle Mütter, die sich jetzt im Krieg um ihre Söhne sorgen.
"Man könnte es auch interpretieren als eine Hymne an das Land, an die Ukraine, an all die Mütter, die auch jetzt grade Kinder im Krieg haben."
Die Mitglieder der ukrainischen Band duften nur mit einer Sondererlaubnis das Land verlassen, da sie ja wehrpflichtig sind, wie Korrespondent Marc Dugge berichtet. Und sie müssen auch gleich nach dem Wettbewerb wieder zurück in die Ukraine. Einer der Tänzer ist nicht mitgekommen, er verteidige Kiew, erklärte Sänger Oleh Psiuk in Medieninterviews.
Songs über Krieg und Frieden
Der diesjährige Eurovision Song Contest steht also unter politischen Vorzeichen - und darum wird es auch gleich zu Beginn der Show ein politisches Statement geben: John Lennons "Give Peace a Chance", gesungen von dutzenden Musikern auf einem Platz in der gastgebenden italienischen Stadt Turin.
"Wenn man ganz ehrlich ist, ist es so, dass der ESC eigentlich immer politisch war: Es ging ja in der Vergangenheit oft auch um die Rechte von Minderheiten, da ging es um Gleichberechtigung, da ging es um Rechte von Schwulen und Lesben beispielsweise."
Dabei will der ESC eigentlich keine poltische Veranstaltung sein: Politische Äußerungen sind untersagt. Dennoch ist und war der ESC schon in der Vergangenheit nie unpolitisch, meint Marc Dugge: Der Songcontest sei immer schon eine recht diverse Show gewesen, und das habe man so auch transportiert.
Für das "Kalush Orchestra" sei der Wettbewerb sehr wichtig. Die Band habe im Vorfeld betont: "Man versucht, unsere Kultur zu vernichten, und wir wollen zeigen, dass unsere Kultur sehr lebendig ist", berichtet unser Korrespondent. In der Ukraine selbst sei die noch recht junge Band sehr erfolgreich, schon vor Beginn der Kriegs.
Sieger der Herzen
Generell seien in diesem Jahr recht viele Länder gut aufgestellt. Und auch wenn die Band aus der Ukraine sicherlich für viele schon jetzt der Sieger der Herzen ist, so könne er sich durchaus vorstellen, dass am Ende auch einer der anderen Songs den ESC 2022 gewinnt: Schweden, Italien oder auch Spanien gingen mit starken Stücken ins Rennen.
Anmerkung der Redaktion: Die Ukraine hat den ESC 2022 in Turin gewonnen.