Im vergangenen Jahr haben US-Amerikaner mehr Geld in Restaurants und Bars gelassen als für Lebensmittel im Supermarkt. Ist selbst kochen etwa out? Wollten wir wissen und haben uns bei euch umgehört.
Früher, da war die Aufgabenverteilung klar: Vati arbeitet, nimmt sich ein paar Brote mit ins Büro und isst abends das, was Mutti gekocht hat. Heute gehen Männer und Frauen arbeiten, gehen in der Pause in die Kantine oder zum Italiener und lassen sich abends vielleicht noch was bringen.
"Zwischen 1991 und 2002 hat sich die Zahl derjenigen, die mindestens einmal pro Tag außer Haus essen, fast verdoppelt."
Seit 2012 gibt es dem Statistik-Portal Statista zufolge auch immer mehr Menschen, die häufig Essen gehen. "Trotz zig verschiedener Kochshows, Foodblogs und monatlich wechselnder Ernährungstrends, lassen sich viele von uns lieber bekochen, als es selbst zu machen", sagt Johannes. Die Gründe dafür sind verschieden. Viele, die unser Reporter auf der Straße befragt hat, gaben an: Fürs Kochen fehlt oft die Zeit oder Lust.
"Kochen ist Kampf"
Ein typischer Nicht-Kocher ist auch Thomas. Er sagt: "Kochen ist Kampf." Kartoffeln schälen, aufpassen, dass das Fleisch nicht anbrennt, die richtigen Gewürze finden. Viel zu anstrengend, findet der BWL-Student. Dann lieber Mensa oder Restaurant.
"Für mich sind das dann so 40 Minuten, wo ich halt angespannt alles durchkoordinieren muss."
Dass immer mehr Menschen den Restaurantbesuch der Küche vorziehen, hängt auch mit der steigenden Zahl der Singlehaushalte zusammen, sagt Ernährungswissenschaftler Uwe Knop: "Wenn Sie sehen, dass in Deutschland über ein Drittel der Haushalte Einpersonenhaushalte sind und über 42 Prozent davon in den Großstädten, dann ist das schon die Logik des Alltags, dass die nicht immer für sich alleine kochen, sondern öfter mal rausgehen zum Essen."
Auch die zunehmenden Lieferdienste machen dem Selberkochen Konkurrenz. Da sei es oft eben einfacher, sich für fünf, sechs Euro ein Gericht nach Hause liefern zu lassen. Vor allem wenn es ein thailändisches Curry ist, wo man erst mal 10, 15 Zutaten kaufen muss, sagt Uwe Knop.
"Hätte ich selbst besser hinbekommen"
Trotzdem gibt es aber auch viele, die lieber selber kochen. Weil es zu teuer ist oder weil Kochen ihnen einfach Spaß macht, so wie Lilly. "Ich find das eigentlich immer schön, auch für mich alleine.“ Außerdem hat sie beim Essengehen schon oft die Erfahrung gemacht: "Das hätte ich selbst besser hinbekommen.“
Wer auch weniger außer Haus essen will, aber wenig Zeit und Lust hat, für den ist der "Meal Prep Sunday“ vielleicht was. Die Idee dahinter: "Wir stellen uns sonntags für ein oder zwei Stunden in die Küche, schnibbeln, kochen und braten mit einer Handvoll Zutaten gleich mehrere unterschiedliche Gerichte, stellen das Ganze portionsweise in den Kühlschrank und wärmen es in der Woche wieder auf“, erklärt Johannes.
Aber egal ob selbst kochen oder Essen gehen: Die Hauptsache ist, es schmeckt, meint Uwe Knop.
"Das Essen muss Ihnen richtig gut schmecken und dann ist es im Prinzip egal, ob sie draußen essen, daheim, bei Freunden oder sonst wie, das ist zweitrangig.“