Moderne Mobilität in Städten heißt fast immer: Weniger Autos. Eine Idee: Parkgebühren erhöhen, attraktive Alternativen bieten. In Nottingham zum Beispiel haben Busse und Straßenbahnen Steckdosen und Wifi.

In Städten den Autoverkehr reduzieren, nachhaltige Mobilität schaffen. Dafür hat sich die Europäische Union das Projekt "Push and Pull" ausgedacht.

  • Push: Die EU will damit Druck ausüben, um den Autoverkehr zu reduzieren
  • Pull: Sie will einen Anreiz zum Umsteigen schaffen, um nachhaltige Mobilität zu fördern: Radfahren, ÖPNV, Laufen

Es gibt mehrere Projekte, eins davon wurde im April 2012 im englischen Nottingham eingeführt: die "Workplace Parking Levy", die Parkgebühr am Arbeitsplatz.

Arbeitgeber mit mehr als zehn Parkplätzen für ihre Angestellten müssen seitdem eine jährliche Abgabe von 446 Euro für jeden bereitgestellten Parkplatz bezahlen.

27.000 Parkplätze registriert

Nach anfänglicher Empörung ist das Ganze inzwischen etabliert: Rund 27.000 Parkplätze sind für die Gebühr registriert. Im Jahr 2016 hat die Stadt so durch die Unternehmens-Parkgebühr 10,7 Millionen Euro eingenommen. Nottingham steckt das Geld in öffentliche Verkehrsmittel.

So wurde das Straßenbahnnetz seit 2012 um 17,5 Kilometer erweitert, die 320.000 Einwohner können sich über drei weitere Linien freuen. 

Beeindruckende Ergebnisse

Demnächst kommen 53 Biogas-Doppeldeckerbusse hinzu - als Ergänzung zu Nottinghams Elektro-Busflotte. Die Stadt verfügt heute über eines der größten E-Busnetze in Europa. Alle Fahrzeuge haben Wifi und Steckdosen.

Die Zahl der Straßenbahn-Nutzer ist von 2015 auf 2016 um 50 Prozent gestiegen.

"Wenn man mal überlegt, dass eigentlich erst bis 2020 eine CO2-Reduktion um 26 Prozent geplant war, ist man da in Nottingham doch schon sehr sehr weit."
Mathias von Lieben, Deutschlandfunk Nova

Wegen der überzeugenden Zahlen aus Nottingham hat in diesem Jahr auch Cambridge grünes Licht für das Modell "Workplace Parking Levy" gegeben. Oxford hat es bereits eingeführt. 

"Push and Pull" in acht europäischen Städten

Das EU-Projekt "Push and Pull" gibt es neben Nottingham noch in sieben weiteren EU-Städten: Gent in Belgien, Krakau in Polen, Bacău und Iași in Rumänien, Ljubljana in Slowenien, Tarragona in Spanien und Örebro in Schweden. Die Eckpunkte sind dieselben:

  • Parkraum bei der Arbeit kostet
  • Fahrradrouten ausbauen
  • E-Mobilität voranbringen

Die Modelle unterscheiden sich. In Gent wird die Parkzeit im historischen Stadtzentrum zum Beispiel von vorneherein auf drei Stunden begrenzt. Gleichzeitig wird die Gebühr angehoben. Heißt: Wer zentral parken will, muss für die drei Stunden zehn Euro zahlen. Günstiger wird es, je weiter das Auto vom Stadtzentrum entfernt geparkt wird.

Teure Knöllchen

Wer zu lange parkt oder keinen Parkschein löst, muss in Gent zwischen 25 und 150 Euro Strafe zahlen. Mehr als sieben Millionen Euro wurden über Parkgebühren und Bußgelder 2016 eingenommen.

Zum Vergleich: In Deutschland zahlt man fürs Schwarzfahren im ÖPNV etwa 60 Euro, fürs Falschparken zehn Euro. 

Shownotes
EU-Projekt
Mit Parkgebühren die Welt verändern
vom 13. Juni 2017
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Mathias von Lieben, Deutschlandfunk Nova