Der Song wurde schon zum Internet-Hit, noch bevor er den Vorentscheid in Island gewonnen hatte: Im Netz sind sich viele einig, dass der isländische ESC-Beitrag den Wettbewerb gewinnen könnte. ESC-Fan und Komponist Klaus Kauker weiß, warum der Song von Gagnamagnið so viele Menschen begeistert.
Auch Hollywood-Schauspieler Russell Crowe ist Fan des Songs "Think About Things" von Daði Freyr und seiner Band Gagnamagnið, den er auf seinem Twitter-Account geteilt hat. Über so viel Aufmerksamkeit war Sänger Daði dann doch überrascht – er kommentierte den Tweet mit "Hat Russell Crowe das Video geteilt?"
"Die Videoversion, die so viral gegangen ist, die ist deswegen so spannend, weil sie so voller extremer Kontraste ist."
Das Video zum Song beginnt im Wohnzimmer einer isländischen Familie mit Hausmusik: Ein Mädchen in einem festlichen Kleid spielt seiner Familie ein Lied auf der Blockflöte vor. Danach kommt die sechsköpfige Band ins Wohnzimmer und performt ihren Song. Alle tragen grüne Sweatshirts mit dem eigenen Konterfei in einem pixelig-gestalteten Aufdruck.
80-er Jahre Flashback
Die gleichförmige, steife Formation der Band mit immer gleichbleibender Mimik erinnert unsere Moderatorin Steffi Orbach an Auftritte der Band Kraftwerk, Musikexperte Klaus Kauker fühlt sich durch die Overalls, die die Bandmitglieder beim Vorentscheid trugen, eher an die Ghostbusters erinnert.
"Das ist einfach alles total lustig, lädt zum Schmunzeln ein, und der ganze Song hat einen feinsinnigen Humor."
Klaus Kauker sagt, dass es vieles an diesem Song gibt, was ihn besonders macht: Sein fresher Sound, der Synthiepop-Einstieg und die tiefe Stimme von Sänger Daði ganz im Vordergrund - das sei ein bisschen so, wie Billie Eilish ihre Songs arrangiert.
Was den Song besonders macht
Vieles wird im Chor gesungen – auch rhythmisch-komplexe Sachen – mit Synkopen, also Betonungsverschiebungen im Takt. Diese Elemente machen das Stück interessant.
Manche Sounds erinnern an Musik aus "Stranger Things"
Noch eine Assoziation hat Klaus Kauker: Wenn die Musik beginnt, mit dem nostalgisch-klingenden Synth-Arpeggiator im Hintergrund, erinnert das ein wenig an die Sounds aus der Netflix-Serie "Stranger Things", findet er.
"Man kennt den ESC eigentlich mit mehr Glamour, da glitzert es mehr, da explodiert mehr und so weiter. Da ist einfach mehr Bohai, sag ich mal, das ist hier nicht der Fall."
Stimme im Vordergrund, Instrumente minimalistisch
Ganz besonders sympathisch aber sei, dass der Song der Isländer auf den üblichen Protz anderer ESC-Songs verzichte. An Bombast-Balladen und Reggaeton-Rhythmen hat sich Klaus Kauker beim European Song Contest nämlich schon ein wenig satt gehört. Er findet, dass es Zeit für etwas Neues sei, und der isländische ESC-Beitrag "Think about Things" erfüllt seine Erwartung ganz gut.
"Vielleicht ist es ist an der Zeit für was Neues. Und da passt der Song eigentlich ganz gut."
Klaus Kauker, der uns auch eine Einschätzung zum deutschen ESC-Beitrag von 2019 gegeben hatte, sieht den isländischen Song ziemlich weit vorne. Allerdings haben noch nicht alle teilnehmenden Länder ihren Wettbewerbsbeitrag veröffentlicht. Gespannt ist der Komponist auf den russischen Song von "Little Big", auch das litauische Lied schätzt er als starken Konkurrenten ein.