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Den Großteil ihres Lebens war Kim Bui Leistungsturnerin - mehr als 20 Jahre lang. Turnen ist für die 34-Jährige der schönste Sport der Welt, auch wenn sie dafür viel opfern musste. Jahrelang kämpfte Kim außerdem gegen Bulimie. Heute will sie den Turnsport verbessern.

Fünf, sechs Stunden Training pro Tag, und das neben der Schule oder später dem Studium. Den Großteil ihres Lebens hatte Leistungsturnerin Kim Bui wenig Zeit für anderes.

"Ich hab viele Dinge nicht erlebt oder machen können, die meine Freunde gemacht haben", sagt sie. "Aber dafür hab ich andere Dinge erlebt." Durch das Turnen ist Kim um die ganze Welt gereist. Sie hat dreimal an Olympia teilgenommen, achtmal an Weltmeisterschaften und zwölfmal an Europameisterschaften. Die Profi-Karriere der heute 34-Jährigen ist die längste im deutschen Frauenturnen.

"Es ist schon so, dass man viel opfern und entbehren muss dafür, dass man diesen Sport macht."
Kim Bui über ihre Karriere als Profi-Turnerin

Wenn Kim sich entscheiden müsste, würde sie es genauso wieder machen. Denn Turnen ist für sie der schönste Sport der Welt. "Es ist so facettenreich, so komplex und es ist einfach schön anzusehen." Heute, mit Mitte 30, kann Kim sagen, dass sie auch geturnt hat, um wer zu sein, um Anerkennung von außen zu bekommen.

"Wenn man sich selbst nicht so gut wertschätzen kann, sucht man sich das irgendwie im Außen."
Kim Bui über fehlende Selbstwertschätzung

So hat es bis zum Mehrkampffinale bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 gebraucht, bis Kim das erste Mal wirklich stolz auf sich selbst sein konnte. Auf Instagram schriebt sie damals: "Ich bin stolz, dass ich 17. beste der Welt bin." Kim sagt: "Das ist ein Satz, an dem ich sehr lange gearbeitet habe."

Nicht mehr auf die Waage gehen

Die Anforderungen und der Druck im Profiturnen haben außerdem dazu beigetragen, dass Kim jahrelang an Bulimie erkrankt war. Das tägliche Wiegen vor Wettkämpfen hat dazu beigetragen. Aber auch Sprüche ihrer Trainerin, die zu Kim gesagt hat: Mit ein oder zwei Kilo weniger würde ihr vieles leichter fallen. "Und das verfestigt sich irgendwie in deinem Kopf", sagt Kim heute. Kim suchte sich schließlich professionelle Hilfe und entschied sich, nicht mehr auf die Waage zu gehen.

"Ich möchte auf meinen Körper hören. Ich möchte nicht mehr von einer Zahl auf der Waage abhängig machen, wie ich mich heute fühle."
Kim Bui über fehlende Selbstwertschätzung

Jahrelang hat Kim mit professioneller Unterstützung an ihrem Selbstwert gearbeitet und gelernt, ihren Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Und auch die Veränderungen an ihrem Körper zu akzeptieren, die seit ihrem Karriereende 2022 passieren. Jetzt will Kim sich dafür einsetzen, den Turnsport zu verbessern.

"Es ist super interessant, weil ich meinen Körper ja nie anders gekannt hatte als in dieser leistungssportlichen Verfassung."
Kim Bui über Veränderungen nach dem Ende ihrer Sportlerinnenkarriere

Den ganzen Deep Talk mit Kim Bui könnte ihr nachhören, wenn ihr auf den Play-Button klickt - oder in eurer Podcast-App.

Wenn ihr selbst Probleme mit Essstörungen habt, könnt ihr euch an das kostenfreie Info-Telefon der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung wenden. Die erreicht ihr zu bestimmten Uhrzeiten unter der 0221 892 031. Ihr könnt euch auch rund um die Uhr an die Telefon-Seelsorge wenden. Die Nummer ist: 0800.1110111 oder 0800.1110222.

Wir freuen uns über eure Mails an mail@deutschlandfunknova.de

Empfehlungen aus dem Beitrag:
  • Kim Bui, Andreas Matlé: "45 Sekunden", Edel Sports, 03/2023
Shownotes
Ex Profi-Turnerin Kim Bui
"Man muss viel opfern"
vom 12. April 2023
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Kim Bui