Barack Obama ist gerade in Berlin. Doch er ist nicht mehr als Politiker unterwegs, sondern als Star – und Geschäftsmann. Er füllt Hallen, und die Tickets kosten teilweise 400 Euro.
2008, kurz bevor er 2009 US-Präsident wurde, hat er noch kostenlos vor 200.000 Menschen am Brandenburger Tor gesprochen. Diese Zeiten sind lange vorbei.
Wer Obama am Mittwochabend (03.05.2023) bei "An evening with President Barack Obama live in person" sehen wollte, musste tief in den Geldbeutel greifen. Die Tickets für die Veranstaltung in der Arena am Berliner Ostbahnhof, moderiert von Klaas Heufer-Umlauf, waren deutlich teurer als die meisten Konzerte von Superstars.
"Wer vorne sitzen wollte, war mit 400 Euro dabei, es ging aber auch noch teurer."
Die günstigsten Karten lagen bei rund 61 Euro, mit den Tickets der untersten Kategorie saß man allerdings ganz hinten und konnte Barack Obama höchstens auf dem Monitor vernünftig erkennen. Wer weiter vorne sitzen wollte, musste 400 Euro bezahlen, es ging aber auch noch teurer - bis zu 550 Euro.
In Berlin passen etwa 17.000 Menschen in die Halle. Ende letzter Woche hielt Obama auch schon in Zürich eine Rede, vor etwa 10.000 Menschen.
Schon das "Beiprogramm" zu seiner Vortragsreise konnte sich sehen lassen: Dienstagabend war Obama mit Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel Abendessen, Mittwochmittag stand dann ein Lunch mit dem amtierenden Kanzler Olaf Scholz auf dem Plan.
Polarisierung, Desinformation, Klimawandel
Und worum ging es inhaltlich in seinem Vortrag? Die Polarisierung der Gesellschaft und die zunehmende Desinformation halte er mit für die größten Gefahren für die Demokratie, sagte Obama.
"Manche Leute glauben: Alles, was sie auf Tiktok sehen, ist wahr. Wer auch immer das von euch denkt: Ist es nicht."
Auch der Klimawandel spielte eine große Rolle. Die jungen Menschen, die die Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten tragen, lobte er als "idealistisch und innovativ". Es sei "ein großes Privileg, auf diese Welt einzuwirken und sie zu verbessern", so Obama.
Neben den harten Themen spricht der Ex-US-Präsident bei seinen Vorträgen gerne über alte Zeiten und streut Anekdoten ein – außerdem Scherze über seine Frau: "Fragen Sie meine Frau Michelle, ich habe zehnmal am Tag Unrecht."
"Barack Obama könnte eigentlich über alles erzählen und die Leute würden ihm gerne zuhören. Und das weiß er auch, glaube ich."
Obwohl die inhaltliche Qualität seiner Aussagen manchmal das Niveau von Sprüchen auf Kühlschrankmagneten nicht überschreitet (nebenbei bemerkt gibt es inzwischen garantiert unzählige Kühlschrankmagneten mit Sprüchen des Ex-Präsidenten), bekommt Barack Obama damit ganze Hallen voll, sagt Christian Schmitt von Deutschlandfunk Nova.
Immense Honorare
Das konkrete Honorar, das Obama für so einen Abend kassiert, geben die Redneragenturern nicht bekannt.
Nach Muster: Ex-Präsidenten auf Vortragsreise
Dass Ex-Präsidenten auf Vortragsreise gehen, ist eine amerikanische Besonderheit. Das Ganze folgt immer einem bestimmten Muster, sagt der Politikwissenschaftler Thomas Jäger von der Uni Köln: Nach der Amtszeit gibt es erstmal eine längere Pause. In dieser Zeit baut sich ein kleiner Hype auf – die schlechten Dinge geraten eher in den Hintergrund und die Person mit der großen Erfahrung in den Vordergrund.
"Ex-Präsidenten, die sich dem politischen Wettkampf entzogen haben, werden dann wieder gemocht. Und sind Identifikationsfiguren für eine Gesellschaft."
Ganz nebenbei ist das für die ehemaligen Präsidenten ein äußerst lukratives Geschäft: Bill Clinton hat die Rechte an seiner Biographie damals für 15 Millionen Dollar verkauft. Barack Obama hat das auch getan – für 65 Millionen Dollar.
Dass auch deutsche Politiker das als Geschäftsmodell nutzen – eine Angela Merkel etwa, die Motivationsvorträge hält – ist eher unüblich. Was deutsche Ex-Politker aber sehr wohl tun, ist zum Beispiel Beraterverträge anzunehmen, erklärt Thomas Jäger.
Oder sie arbeiten wie Helmut Schmidt für eine Zeitung oder wie Gerhard Schröder für ein russisches Unternehmen. Auch Helmut Kohl hat ein paar Verbindungen gehabt zu Verlagen. Das alles sei aber "zwei Etagen tiefer als die amerikanischen Präsidenten" anzusiedeln.
Oder auch drei, wenn man auf Ex-Minister Peer Steinbrück guckt, der nach seiner aktiven Politikerkarriere Kabarett macht(e). Kein Witz. Die Tickets am Theater Freiburg kosten aber immerhin nicht 5000 Euro.