Geht es um deutsche Film- und Fernsehproduktionen, dann ist oft zu lesen und zu hören, "wir" könnten ja nur Komödie, Drama, Liebes-Schnulze und Heimatfilm. Dass an diesem Vorwurf immer weniger dran ist, zeigt die ARD am Mittwochabend (28.10.20) im Ersten mit dem höchst gelungenen Sci-Fi-Thriller "Exit". Hauptdarsteller Friedrich Mücke ist zu Gast in Eine Stunde Film.
"Near Future Sci-Fi" heißt das, wenn Science-Fiction in naher Zukunft spielt. So auch in "Exit", in dem eine Gruppe junger Programmierer (Friedrich Mücke, Laura de Boer, Aram Tafreshian, Jan Krauter) die Software Infinitalk entwickelt hat. Dank ihr soll es möglich sein, Kontakt mit Verstorbenen in einer dafür geschaffenen Virtual Reality aufzunehmen. Das junge Start-up-Team steht kurz vor dem millionenschweren Verkauf, als ein Team-Mitglied spurlos verschwindet.
Unter der Regie von Fernsehfilm-Experte Sebastian Marka ("Tatort") ist ein spannender, rasanter und vor allem glaubwürdiger Sci-Fi-Thriller entstanden, der überhaupt nicht an das schlechten Genre-Image erinnert, das der deutschen Filmszene oft nachgesagt wird. Kleinigkeiten wie Hightech-Kontaktlinsen, die beim Einsetzen kurz blau aufleuchten und seinen Träger dann in einen virtuellen Raum eintauchen lassen, können überzeugen. Und auch die virtuellen Räume des Films wurden richtig gut durchdacht. Internationaler Sci-Fi-Look von Anfang bis Ende des Films.
Hauptdarsteller treffen den Ton der Story
Die vier Hauptdarsteller treffen den Ton der Story von der ersten bis zur letzten Minute, zwischen digitaler Aufbruchstimmung und "die Geister, die ich rief". Ein Film, der eigentlich ins Kino gehört, auf die große Leinwand, und der es wegen Corona vermutlich nicht dorthin schaffen wird. Stattdessen läuft diese absolut gelungene SWR-Produktion nun als "Mittwochskino im Ersten" im Fernsehen und ist parallel in der ARD-Mediathekzu finden.
Wir sprechen darüber mit Hauptdarsteller Friedrich Mücke ("Friendship", "SMS für Dich", "Ballon"). Friedrich erzählt uns vom deutschen Sci-Fi-Dreh und von seiner aktuellen Situation bei einem internationalen Serien-Dreh, der auf insgesamt acht Monate ausgelegt ist. Wegen der Corona-Pandemie muss er sich an strikte Regeln halten.
"Ich bin zehn Wochen hier in Italien, darf nicht nach Hause, meine Familie darf mich nicht besuchen."
Im Kino schauen wir diese Woche auf "Schwesterlein" mit Nina Hoss und Lars Eidinger, über den wir schon während der Berlinale gesprochen haben. Zwei absolute Ausnahmeschauspieler als Zwillingspaar Lisa und Sven, sie Drehbuchautorin, er Schauspieler. Seit einiger Zeit ist Sven an Leukämie erkrankt und seine Schwester Lisa tut alles in ihrer Kraft stehende - und auch alles ihre Kraft übersteigende - um ihrem Zwillingsbruder zu helfen.
Außerdem startet "Und morgen die ganze Welt". Die junge Jurastudentin Luisa (Mala Emde) schließt sich einer Gruppe junger linker Aktivisten an. Es geht darum, Stellung gegen Rechts zu beziehen, die Gruppe macht das aber auf höchst unterschiedliche Weise.
Luisa gerät zwischen die Fronten und kann sich bald nicht mehr entscheiden: friedlicher oder doch gewalttätiger Widerstand? Und wie passt das alles mit ihrem Studium und ihrem konservativen Elternhaus zusammen? Regisseurin Julia von Heinz erlaubt sich beim Storytelling die eine oder andere unnötige Länge und auch Redundanz, erzählt ansonsten aber ein topaktuelles Thema mit tollen jungen Schauspielerinnen und Schauspielern.
Anna Wollner hat sich für uns die deutsche Horror-Mystery-Serie "Hausen" angeguckt – schon wieder ein Genre, für das wir in diesem Land nicht gerade berühmt sind. Ob die Sky-Serie etwas taugt oder ob sie statt gruselig nur gruselig schlecht ist, verrät Anna in dieser Ausgabe.